Mordopfer Yusuf (†17): Kleiner Bruder muss in den Knast!
Das Trauma brachte ihn aus dem Tritt – seitdem wurde er straffällig.Nach Überfällen blühen ihm jetzt 18 Monate Haft.
NÜRNBERG Er war 14, als sein Bruder Yusuf (17) von einem Bauarbeiter (43) auf offener Straße in Fürth erschossen wurde. Ein Trauma, das Emre K. (20, Name geändert) aus dem Tritt brachte. Er zog mit seiner Clique nachts durch Fürth, brach in eine Apotheke ein und überfiel einen Gleichaltrigen. Die Beute war jedes Mal ein Witz.
„Ich habe halt Geld gebraucht“, sagte er gestern am Nürnberger Jugendgericht. Das Taschengeld vom Vater hat nicht gereicht.“ 150 Euro monatlich gab der seinem zweitältesten Sohn, der keinen Bock auf Ausbildung hatte. Maler war der Vater, Maler hatte auch Yusuf erlernt, hochgelobt von seinem Chef nach seiner Ermordung. Maler will auch der jüngste Sohn werden. Nur Emre wurde zum schwarzen Schaf.
Mit 14, kurz nach der Bluttat, beging Emre mit einem Freund einen Raub, saß Monate in U-Haft, flog von der Schule. Dann, in einer Aprilnacht 2007, sprach er mit Freunden einen Schüler (19) an. Sie umzingelten ihn, fragten: „Haste was?“ Der Schüler rückte drei Zigarillos (Wert 99 Cent) heraus und ein paar Euro, nachdem Emre ihn abgetastet hatte. Eine Polizeistreife nahm ihn kurz danach fest.
Emres Mutter weinte leise vor Gericht
Dabei fand man ein Butterfly-Messer in seiner Tasche, das er nicht eingesetzt hatte. „Konflikte regelt man mit Worten“, mahnte ein Polizist. „Zum Reden habe ich ein Messer“, erwiderte Emre.
„Wie soll’s weitergehen?“ fragte Richterin Beate Cura. Und Emres Mutter weinte leise im Saal. „Ich werd schon Arbeit finden“, sagte der Angeklagte. Doch in der Freiheit hatte er Jobs stets abgelehnt, wie bei der NOA in Nürnberg: „Ich arbeite doch nicht für einen Euro, noch dazu in Nürnberg“, empörte sich Emre. „Die geben voll wenig Geld, aber dafür soll ich voll arbeiten. Und dann bräuchte ich ja fast 45 Minuten hin von Fürth.“ – „Also entweder waren Sie schon immer so faul, oder seit der Sache mit Ihrem Bruder ist Ihnen alles egal,“ sagte Cura.
„Er bräuchte psychologische Betreuung, dagegen hat er sich bislang gesträubt“, erklärte Verteidiger Thomas Dolmany. Seit dem Mord am Bruder habe er sich völlig geändert. Emre erhielt 18 Monate Jugendstrafe. Cura: „Hoffentlich finden Sie Zeit für eine Therapie und für handwerkliche Kurse.“ cis
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