Mordfall Ursula Herrmann: „Sie wollen Gerechtigkeit“

ECHING - Erstmals äußern sich jetzt die Eltern der ermordeten Ursula Herrmann (†10) – der Indizienprozess beginnt in der kommende Woche.
Sie wollen nicht Rache, sie wollen Gerechtigkeit. Die Eltern der ermordeten Ursula Herrmann beteiligen sich deshalb nicht an den Spekulationen, ob der angeklagte Werner M. tatsächlich der Entführer ihrer Tochter ist. Das Nachrichtenmagazin „Focus“ hatte berichtet, das Ehepaar habe Zweifel an der Täterschaft des 58-Jährigen. Der Indizienprozess gegen ihn beginnt in der nächsten Woche vor dem Augsburger Landgericht.
„Es wäre für sie ein großes Problem, wenn sie am Ende nicht von der Tatschuld des Angeklagten überzeugt wären, dieser aber verurteilt würde“, hatte die Augsburger Rechtsanwältin Marion Zech, im Namen der Familie erklärt. „Für sie würde das bedeuten, dass nicht nur ein Unschuldiger säße, sondern die Tat auch nie mehr geklärt würde.“ Für die Eltern hieße das, dass der wahre Täter sich fortan in restloser Sicherheit wiegen könnte – sofern er noch lebt.
„Die Eltern wollen nicht jemanden vorverurteilen“, stellte die Anwältin gestern gegenüber der AZ klar. „Sie wollen die Beweisaufnahme abwarten und sich dann eine Meinung bilden.“
Selbst vor Gericht erscheinen will das Lehrerehepaar nicht. Sie sind allerdings Nebenkläger und haben deshalb Einblick in alle Prozessunterlagen. „Sie werden aber als Zeugen aussagen“, erklärt Marion Zech. Die Anwältin will während der Aussage der Eltern die Öffentlichkeit von dem Prozess ausschließen lassen.
Sie erstickte in ihrem unterirdischen Verlies
1981 war Ursula Herrmann am Ammersee zwischen Eching und Schondorf verschleppt worden. Der Täter sperrte das erst zehnjährige Mädchen in eine Kiste, die er im Wald vergraben hatte. Der Entführer verlangte damals über eine Million Mark von dem Lehrerpaar. Ursula Herrmann erstickte in ihrem unterirdischen Verlies.
Werner M. und seine Frau Gabriele waren in Eching früher Nachbarn der Herrmanns. Werner M. betrieb ein Radio- und TV-Geschäft. Er war hoch verschuldet und geriet deshalb ins Visier der Fahnder, doch die Beweise gegen ihn reichten zunächst nicht aus.
Im September 2007 wendete sich das Blatt. Fahnder beschlagnahmten im Haus des Ehepaares M. in Schleswig-Holstein ein Tonband, das der Erpresser benützt haben soll. Am 19. Februar beginnt der Prozess. 200 Zeugen sind geladen, 50 Verhandlungstage sind angesetzt.
Ralph Hub