Erstochener in Herrsching: eskalierter Einbruch oder Mord?

Wegen eines Diebstahls soll er aus seiner Heimat geflohen sein, nun steht ein 23-Jähriger in München wegen Mordes vor Gericht. Während er dort zunächst schweigt, hat er in Haft schon geredet.
John Schneider
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Im Münchner Strafjustizzentrum muss sich ein 23-Jähriger derzeit wegen Mordes verantworten. (Archivbild)
Im Münchner Strafjustizzentrum muss sich ein 23-Jähriger derzeit wegen Mordes verantworten. (Archivbild) © Sven Hoppe/dpa
Herrsching/München

Als sie ihren Mann mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden liegen sah, schoss der 66-jährigen Zeugin ein Gedanke durch den Kopf: „Das ist das Ende von allem.“ In diesem Moment wird es ganz still im Gerichtssaal. Die Frau des Opfers macht eine kurze Pause. Dann schildert sie noch wie die dunkle Gestalt neben ihrem Mann, „das Monster“ wie sie den Angeklagten bei ihrer Aussage bezeichnet, Stichbewegungen gegen ihren Mann machte 

Der Täter sitzt nur wenige Meter von der Zeugin entfernt, als sie die Bluttat schildert. Er selber zieht es zu Prozessbeginn am Freitag vor, zu seiner Person und zu den Vorwürfen des Staatsanwalts Matthias Enzler zu schweigen. Der Ankläger wirft ihm unter anderem Mord und versuchten schweren Raub vor. Der Serbe soll in finanziellen Nöten gesteckt und deswegen den wohlhabenden Rentner in dessen Herrschinger Anwesen mit 17 Stichen getötet haben. 

Im Zuge der Ermittlungen hatte der Angeschuldigte mit einem Gutachter geredet und diesem seine Sicht der Geschehnisse geschildert. Die Tat räumte er dabei ein, hatte aber eine eigene Version der Geschehnisse parat, die von den Erkenntnissen in der Anklage stark abweichen. So will er von dem 74-jährigen Rentner bei dem Versuch überrascht worden sein, in das Haus einzubrechen. 

Die Methode des Einbrechers

Wie es seine Methode schon bei früheren Einbrüchen gewesen sei, so will er auch in Herrsching zunächst mögliche Objekte ausgekundschaftet haben. Laut Anklage habe er dabei beobachtet, wie der Hausbesitzer in der Garage an einem Oldtimer herumgewerkelt habe. Er habe sich dann laut Anklage das Anwesen des Rentners und dessen Frau für den Einbruch ausgesucht, weil es an ein Waldstück grenzte und damit für eine etwaige Flucht gut geeignet schien.

Das Opfer habe ihn überrumpelt, dann sei es im Haus zum Kampf gekommen. Der vorbestrafte Mann will aber nur vier Mal zugestochen haben, erklärte er dem Gutachter.

Nach einem Diebstahl aus der Heimat geflohen

Die Staatsanwaltschaft hingegen geht davon aus, dass der in finanziellen Nöten steckende Serbe sich bewusst für den Messerangriff entschieden hatte, weil er nicht auf andere Weise in das Haus des Opfers gelangen konnte. Er hatte zuvor laut Anklage einem Bekannten in seiner Heimat 40.000 Euro gestohlen. Er floh daraufhin nach München, um hier im Umland mit Einbrüchen soviel Geld zu erbeuten, seine Schulden zu begleichen. Der Herrschinger Rentner wurde so sein Opfer.

Dabei hatte der 12. Juli 2024 für das Herrschinger Paar eigentlich mit einer großen Erleichterung begonnen, weil  eine medizinische Untersuchung positiv ausgefallen war, erinnert sich die Witwe. Doch der Tag endete in einem blutigen Drama. Der Frau gelingt zwar die Flucht aus dem Haus zu einem Nachbarn, aber für ihren Mann kommt jede Hilfe zu spät. Er verblutet.

Für den Prozess gegen den wegen Diebstahls und Betäubungsmitteldelikten vorbestraften Mann sind zunächst sieben Tage angesetzt. Ein Urteil könnte demnach am 8. August fallen.

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