Mord hinter der Fleischtheke: Letzte Spur zerschlagen
Kripo hat endlich DNA des Täters, kennt seine Identität aber nicht. Alle Hinweise sind nun abgearbeitet
FÜRTH Vielleicht triumphiert er heimlich, weil ihm die Polizei einfach nicht auf die Schliche kommt. Vielleicht ist er aber auch zum psychischen Wrack geworden, weil die Schuld sein Gewissen erdrückt. Wie der Mörder von Marion M. (†26) tickt, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Jetzt, fast 30 Jahre nach dem Verbrechen, hat sich auch die letzte Spur der Kripo zerschlagen...
17. April 1981 am frühen Abend: Marion M., Geschäftsführerin des Rodi-Markts in der Fürther Innenstadt, fällt ihrem Mörder in die Hände. Ihre Leiche, die am nächsten Morgen hinter der Fleischtheke des Supermarktes gefunden wird, ist schwer verstümmelt. Messerstiche haben ihren Oberkörper zerfetzt. Ein Hieb mit einem Beil hat ihr den Kopf fast völlig abgetrennt.
Ein Freund geriet ins Visier der Ermittler
Kurz vor dem Verbrechen wurde Marion M. in Begleitung eines Mannes gesehen. Der Unbekannte, von dem es ein Phantombild gibt, konnte allerdings nie ermittelt werden. Damals ging die Kripo davon aus, dass sich Mörder und Opfer kannten. Vor allem ein Freund von Marion rückte ins Visier der Ermittler. Doch am Ende kam er als Täter nicht in Frage. Die Kripo stellte das ganze Umfeld des Opfers auf den Kopf. Arbeitskollegen wurden durchleuchtet, aber auch viele Bewohner in ihrem Heimatort Markt Bibart (Kreis Neustadt/Aisch-Bad Winds- heim). Ohne Erfolg.
Schließlich setzten die Mordermittler ihre Hoffnung auf winzige, stark verwässerte Blutspuren, die in einem Siphon am Tatort gefunden wurden. Marions Mörder hatte sich nach der Tat die Hände gewaschen – und dadurch eine Spur zurückgelassen. Das Problem: Die Blutrückstände waren zu gering, um einen genetischen Fingerabdruck (DNA) herstellen zu können.
Ermittlungsansatz über den Haufen geworfen
Neuen Schwung in die stockenden Ermittlungen brachten schließlich Spezialisten des Landeskriminalamtes. Sie fertigten eine sogenannte Operative Fall-Analyse (OFA) an. Dazu werden bestimmte Daten von Tatort und Opfer mit einem ausgeklügelten System neu aufbereitet. Vom Ergebnis waren die Fürther Ermittler überrascht. Kripo-Chef Erwin Zettelmeier: „Die OFA wirft unseren Ermittlungsansatz, dass der Täter aus dem Umfeld des Opfers stammt, über den Haufen. Wahrscheinlicher ist, dass es sich bei dem Unbekannten um einen Einbrecher oder Dieb handelt, der sich den Rodi-Markt mehr oder weniger zufällig aussuchte und aufgrund spezieller Umstände dann zum Mörder wurde.“
Aufgrund der neuen Bewertung gewannen mehrere Zigarettenkippen, die vor dem Geschäft gefunden wurden, eine größere Bedeutung. Zettelmeier: „Wir gehen davon aus, dass die Zigaretten vom Mörder geraucht wurden, als er den Rodi-Markt beobachtet hat.“ Über die Speichelreste am Filter der Kippen konnte zwar eine einwandfreie DNA gewonnen werden. Aber kein entscheidender Hinweis auf den Täter! Zettelmeier: „Wir haben das DNA-Muster mit dem von rund 600 Personen verglichen. Leider vergeblich.“
Hoffen auf ein Wunder
Die Kripo in Fürth kann jetzt nur noch auf ein kleines Wunder warten. Alle Spuren, die einen Ansatz für konkrete Ermittlungen geliefert haben, sind aufgearbeitet. Einen Fehler darf Marions Mörder trotzdem nicht machen: Seine DNA steht fest.
Helmut Reister