Mord-Anschlag: Sein Opfer kann sich an nichts erinnern

Der Hersbrucker Gastwirt Musa Y. (49) hatte einem Stammgast (39) ins Gesicht geschossen. Bizarr: Vor dem Prozess am Nürnberger Landgericht lagen sich die beiden freundschaftlich in den Armen
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Feuerte mit einer Pistole auf einen Stammgast: der Hersbrucker Kneipenwirt Musa Y. (49) vor dem Nürnberger Landgericht. Am Donnerstag wird das Urteil erwartet.
bayernpress.com Feuerte mit einer Pistole auf einen Stammgast: der Hersbrucker Kneipenwirt Musa Y. (49) vor dem Nürnberger Landgericht. Am Donnerstag wird das Urteil erwartet.

Der Hersbrucker Gastwirt Musa Y. (49) hatte einem Stammgast (39) ins Gesicht geschossen. Bizarr: Vor dem Prozess am Nürnberger Landgericht lagen sich die beiden freundschaftlich in den Armen

NÜRNBERG Die beiden Männer umarmten sich wie alte Freunde. Für alle, die am Mittwoch den Prozess wegen versuchten Mordes gegen den Hersbrucker Gastwirt Musa Y. (49) vor dem Nürnberger Landgericht mitverfolgten, wirkte diese Szene sehr befremdlich. Schließlich hatte der Kneipenbesitzer auf seinen Stammgast einen brutalen Anschlag verübt. Doch die Zeit scheint wirklich alle Wunden zu verheilen...

Manfred S.* (39), das Opfer der feigen Tat, wurde von Wachtmeistern in den Sitzungssaal 228 gebracht. Der Grund: Er sitzt zur Zeit selbst wegen einer anderen Straftat im Gefängnis, wurde jedoch jetzt in dem laufenden Verfahren als Zeuge gebraucht. Er sollte den Verlauf jenes Tages schildern, an dem er dem Tod ins Auge sehen musste.

Doch diesen Gefallen konnte Manfred S. dem Gericht nicht tun! „Ich habe keinerlei Erinnerungen an den Vorfall“, versicherte der bullige Mann mit dem kahl geschorenen Kopf. Narben, mögliche Überbleibsel des Mordanschlags, waren dort nicht zu sehen. „Ich habe auch sonst keine bleibenden Schäden zurückbehalten“, erklärte er.

Ständig Ärger mit dem Stammgast

Diese Tatsache ist einerseits der Kunst der Ärzte im Nürnberger Südklinikum zu verdanken. Aber wohl noch mehr dem Dusel, den Manfred S. hatte. Die Kugel, die Musa Y. auf ihn abgefeuert hatte, durchschlug seinen Kopf, ohne lebensnotwendige Bereiche des Gehirns zu zerstören. Doch auch an solche Einzelheiten vermag sich der Mann nicht mehr zu erinnern.

Am ersten Prozesstag hatte der unter Anklage stehende Gastronom ausgesagt, dass er zunächst von Manfred S. mit Fäusten angegriffen und geschlagen worden sei. Das habe das Fass zum Überlaufen gebracht. Denn mit seinem langjährigen Stammgast Manfred S. habe er ständig Ärger gehabt. Seltsam: „Ich habe keine Ahnung, was der Auslöser gewesen sein könnte“, sagte das Opfer gestern.

Keinen Zweifel gibt es wenigstens daran, dass Musa Y. mit einer Pistole (Kaliber 9 Millimeter) dem renitenten Gast auf die Straße nachgerannt ist – und ihm dort aus ziemlich kurzer Entfernung mitten in das Gesicht schoss.

Ein Waffen-Experte des Landeskriminalamtes, der die Pistole und sämtliche Spuren am Tatort unter die Lupe genommen hatte, geht davon aus, dass der Schuss aus einer Entfernung von nur etwa zwei Metern abgefeuert wurde. Das hat Musa Y. bereits umfänglich gestanden.

Am Donnerstag soll in dem kuriosen Prozess das Urteil fallen.

Helmut Reister

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