Mord an Bestatter: Eklat schon vor Prozessbeginn

Dubioser Autor veröffentlicht einen Text über die heimtückische Bluttat samt Foto eines Angeklagten als „Horrorgeschichte, die das Leben schrieb“
NÜRNBERG In drei Monaten beginnt der spektakuläre Prozess gegen zwei Bestatter aus Erlangen und Geiselwind, die laut Anklage einen Ex-Kollegen, den Heroldsbacher Erich W. (43), im Bestattungsinstitut des Erlangers erschlugen und unter falschem Namen verbrennen ließen.
Doch schon im Vorfeld gibt es Ärger: Ein Schulfreund eines der beiden Angeklagten hat einen Roman über den Fall verfasst, in dem Fritz P. (54) nicht nur kaum verfremdet wurde – für das Titelbild von „The Undertaker“ soll auch ein Foto von ihm verwendet worden sein.
Der Autor protzt mit gefälschten Interviews
Dagegen kündigte jetzt Fritz P.s Verteidiger Axel Graemer rechtliche Schritte an. Ted Kammerer nennt sich der wenig zimperliche Verfasser des Buchs „The Undertaker“ (Der Bestatter): „Eine „Horrorgeschichte, die das Leben schrieb, brillant recherchiert und knallhart präsentiert“. Der Autor stellte nicht nur gefälschte Presse-Interviews ins Internet, sondern auch Leseproben über den Undertaker und Rolex-Träger Fritz, der das Geld der Familie durchbringt.
In der Realität geht es um einen heimtückischen Mord, der an Ostermontag 2007 stattfand. Der Erlanger Bestatter Michael S. (53) hatte die Firma des Kollegen Erich W. (43) in Heroldsbach übernommen, soll jedoch den Kaufpreis schuldig geblieben sein. Weil der auf Zahlung drängte, lud er den Heroldsbacher laut Anklage zum Gespräch ein. Als sich beide im Empfangszimmer des Erlanger Instituts gegenüber saßen, erschlug Komplize Fritz P. aus Geiselwind von hinten den arglosen Erich W., packte ihn mit Michael S. in einen Sarg. Die Leiche wurde unter falschem Namen in einem Krematorium bei Passau verbrannt. Die aufgehobene, bei Durchsuchungen gefundene Quittung – Hauptindiz im Prozess – verhinderte den perfekten Mord.
Fritz P. gestand die Bluttat, stellte sie mit Kripobeamten nach. Der Erlanger Michael S. dagegen hat jetzt über Verteidigerin Madeleine Adler jegliche Beteiligung abgestritten.
Der reale, elftägige Prozess beginnt am 4. Februar 2010. 34 Zeugen sind geladen. cis