Monster-Ratten! Bald erreichen sie Nürnberg
Wissenschaftler warnt: Die Nagetiere, die auch gefährliche Krankheiten übertragen können, werden immer resistenter gegen Giftstoffe. Eine weitere Gefahr besteht darin, dass die Retten über Kot und Urin höchst gefährliche Infektionskrankheiten übertragen.
NÜRNBERG Noch sind sie in Nürnberg nicht angekommen, doch sie arbeiten sich langsam vom Norden in den Süden der Republik vor: Eklige Monster-Ratten, die gegen die herkömmlichen Gifte resistent sind. Nach Einschätzung von Experten ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie Franken erreicht haben.
Schon jetzt gibt es auch bei uns nichts zu lachen. Der milde Winter hat dafür gesorgt, dass sich die gefräßigen Nagetiere zwischen Gartenstadt und Flughafen zahlenmäßig auf einem Höhenflug befinden. Wie viele Wanderratten derzeit die Stadt bevölkern, weiß keiner ganz genau. Schätzungen schwanken zwischen 500000 und vier Millionen. „Genauer geht es nicht, schließlich haben sie an keiner Volkszählung teilgenommen“, scherzt Hermann Seider vom Nürnberger Gesundheitsamt. Was er jedoch genau weiß: „Die ungeliebten Nagetiere verteilen sich nicht gleichmäßig über das gesamte Stadtgebiet, sondern treten gehäuft an bestimmten neuralgischen Punkten auf.“
Das Problem mit den wuselnden Nager ist hausgemacht
Abwasserkanäle, U-Bahn-Schächte, Versorgungsleitungen, Gastronomie und Großbäckereien sind die bevorzugten Behausungen der bis zu 50 cm (einschließlich Schwanz) großen Tiere. Zur Nahrungssuche verlassen sie den Untergrund und flitzen mittlerweile auch bei Tageslicht ganz ungeniert in der Stadt herum. Wöhrder Wiese, Insel Schütt, Jakobs- und Egidienplatz, der Plärrer, die Rothenburger Straße sind nur einige der Lokalitäten mit einem massiven Rattenproblem – und das ist hausgemacht.
Der lasche Umgang mit Lebensmitteln, die neben der Straße im Gebüsch landen, oder im Klo, Komposthaufen und offenen Mülltonnen ziehen die Nager geradezu magisch an“, gibt Hermann Seider seine Erfahrungen wieder.
Dr. Hans-Joachim Pelz, Rattenforscher an der Biologischen Bundesanstalt Münster, kann wissenschaftlich belegen, dass die Wanderratten zunehmend gegen die gebräuchlichen Gifte resistent werden. Bisher treten derartige Monster eher im Nordwesten Deutschlands auf, doch für den Experten steht außer Frage, dass sich die immunen Nager innerhalb kurzer Zeit auch in den anderen Regionen Deutschlands ausbreiten werden.
Alptraum Rattenfänger
Für die gewerblichen Rattenjäger ist der unaufhaltsame Vormarsch der resistenten Ratten ein Albtraum. Schon jetzt haben sie alle Hände voll zu tun, um die Plage in den Griff zu bekommen. Rolf Körner aus Ansbach, Vorsitzender des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbandes (DSV), weiß, wie clever die Nager sind: „Werden die Giftstoffe nicht richtig angewendet, stellen sich die Tiere sofort auf die Gefahr ein und fressen die ausgelegten Köder nicht mehr.“
Für die Menschen ist die Ausbreitung der Ratten alles andere als ungefährlich. Über ihren Kot und Urin übertragen die Ekel-Nager höchst gefährliche Infektionskrankheiten.
Helmut Reister
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