"Moment der Freude und der Demut": Markus Söder wildert zwei Geier in Berchtesgaden aus

Berchtesgaden - Wiggerl und Vinzenz heißen die zwei jungen Bartgeier-Burschen, die am Mittwoch im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert wurden. Die Vögel aus Niederösterreich und Finnland gefallen auch dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder: Taugt sein Vorname auch für den eines Bartgeiers? "Ich habe bereits mit genug schrägen Vögeln zu tun", sagt der CSU-Vorsitzende.
Bartgeier-Fan Christian Steiger ist voller Vorfreude. Gemeinsam mit einer großen Gruppe Mitstreiter steht er vor dem hölzernen Zaun am Klausbachhaus und wartet sehnsuchtsvoll auf die tierischen Protagonisten, die zu diesem Zeitpunkt noch versteckt vor der Öffentlichkeit auf ihre Vorstellung warten. Steiger ist riesiger Bartgeier-Fan, seitdem vor vier Jahren das Auswilderungsprojekt im Bergsteigerdorf Ramsau startete. "Wenn so ein Tier über dem eigenen Kopf aufsteigt, das vergisst man nie", sagt er mit andächtiger Stimme.
Bartgeier im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert: Erstmals zwei Männchen
Erstmals zogen am Mittwoch zwei junge Männchen in der Felsnische im Klausbachtal ein. Die ersten ausgewilderten Geier – Bavaria und Wally – kamen 2021 aus Spanien, ebenso ihre Nachfolgerinnen Dagmar und Recka: Dagmar ist die Cousine von Bavaria und Recka die Schwester von Wally, die als einziges Tier nicht überlebte. Sie wurde von einem Stein erschlagen. Sisi und Nepomuk - das erste Männchen – kamen 2023 aus Österreich dazu.
Tatsächlich hat sich rund um das vom Nationalpark Berchtesgaden in Kooperation mit dem Landesbund für Vogelschutz initiierte Projekt ein nachhaltiger Hype gebildet. Der Vorsitzende des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), Norbert Schäffer, bezeichnet die Anhänger als "Hardcore-Fans". Mehr als eine Million Aufrufe verzeichnete die offizielle Bartgeier-Anlaufstelle im Internet alleine im vergangenen Jahr: Rekord. "Das schaffen sonst nur Rockstars und Fußballer", sagt Schäffer.
Die Bartgeier sind zum medialen Renner geworden. Für Ministerpräsident Söder sei es gar ein "Moment der Freude und der Demut", wie er sagt. Die Knochenfresser, die eine Flügelspannweite von bis zu drei Metern erreichen können, haben den Vertretern des bayerischen Vogelschutzes in den vergangenen vier Jahren ungeahnte Aufmerksamkeit beschert.
Für Taufpate Markus Söder gab es eine Feder als Geschenk
Da ist es klar, dass Söder die finanzielle Unterstützung auch in Zukunft nicht kürzen wird, wie er verspricht. "Möge die Macht mit den zwei neuen Bartgeiern sein", sagte der Ministerpräsident in Anlehnung an die von ihm geliebte Star-Wars-Reihe. Markus Söder erhielt als Geschenk eine Bartgeier-Feder. Besser aufgehoben wäre diese wohl bei den Vogel-Fans, die die Übergabe mit bedauernden Seufzern begleiteten, die Feder nicht selbst erhalten zu haben.

"Die Gemeinschaft der Fans wächst immer weiter", sagt auch Ulrich Brendel, stellvertretender Leiter des Nationalparks Berchtesgaden. Im vergangenen Jahr besuchten mehr als 8500 Leute den Bartgeier-Beobachtungspunkt im Nationalpark, der nur per Fußmarsch erreicht werden kann. Gleichzeitig steckt das Umweltministerium erneut mehrere Hunderttausend Euro Steuergeld in das auf insgesamt zehn Jahre angelegte Projekt, das von hohem personellen Einsatz begleitet wird.