Mobilfunk-Desaster: Franke verzockte 6,5 Milliarden!

Gerhard Schmid (56) aus Selb gehörte zu den reichsten Deutschen. Jetzt jagt ihn die Staatsanwaltschaft.
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Da hatte er noch gut lachen: Ex-Mobilcom-Boss Gerhard Schmid mit Ehefrau Sybille Schmid-Sindram.
Berny Meyer 2 Da hatte er noch gut lachen: Ex-Mobilcom-Boss Gerhard Schmid mit Ehefrau Sybille Schmid-Sindram.
In jungen Jahren war der auch im Geschäftsleben wegen seiner Ellbogen gefürchtete Manager als Eishockey-Spieler und -Trainer aktiv.
abendzeitung 2 In jungen Jahren war der auch im Geschäftsleben wegen seiner Ellbogen gefürchtete Manager als Eishockey-Spieler und -Trainer aktiv.

Gerhard Schmid (56) aus Selb gehörte zu den reichsten Deutschen. Jetzt jagt ihn die Staatsanwaltschaft.

SELB/KIEL Das Tempo, mit dem Gerhard Schmid (56) aus Selb auf der Erfolgsleiter nach oben kletterte und in die Liste der Superreichen aufstieg, war atemberaubend. Ebenso rasant allerdings vollzieht sich sein Absturz ins Niemandsland der gescheiterten Existenzen. Er könnte für den Gründer des Telekommunikations-Unternehmens „Mobilcom“ mit einer Bruchlandung im Gefängnis enden.

An einem gerichtlich angeordneten Zwangsaufenthalt hinter Gittern ist der einstige Vorzeigeunternehmer gerade eben nur um Haaresbreite vorbeigeschlittert. Das Landgericht Kiel verurteilte Gerhard Schmid Anfang der Woche wegen betrügerischen Bankrotts zu 21 Monaten Gefängnis auf Bewährung. Doch seine Freiheit steht noch immer auf dem Spiel. In den Schubladen der Justiz schlummert nämlich schon die nächste Anklageschrift. Sollte er auch wegen der darin erhobenen Untreue-Vorwürfe verurteilt werden, kommt er mit einer Bewährung nicht noch ein zweites mal davon.

Vor wenigen Jahren hätte der oberfränkische Maurer-sohn bei einer derartigen Prognose höchstens herzhaft gelacht. Da befand sich der „Mobilcom“-Chef auf dem Höhepunkt seines Erfolgs, wurde von Politikern hofiert – und als Aushängeschild deutschen Erfolgsmanagements zu TV-Talkshows geladen. Sage und schreibe 6,5 Milliarden Euro war sein „Mobilcom“-Aktienpaket damals wert.

Über 2500 Mitarbeiter mussten gehen

Gerhard Schmid, der sich vor gut 30 Jahren als Eishockey-Spieler in Selb, Bayreuth und Nürnberg den Einsatz von Ellenbogen nutzbar machte und daraus für sein späteres berufliches Leben Nutzen zog, setzte gnadenlos auf Expansion. Sein Traum, eine eigenes Handynetz wie die Telekom oder Vodafone zu betreiben, rückte um die Jahrtausendwende ganz nah. Da ersteigerte der Unternehmer für rund acht Milliarden Euro eine der UMTS-Lizenzen – und glaubte an den Beginn eines noch goldeneren Zeitalters.

Um die Last des Milliarden schweren Zukunftsprojekts stemmen zu können, holte sich Schmid mit dem Staatskonzern „France Telecom“ einen starken Partner an die Seite. Vier Milliarden Euro ließen sich die Franzosen den 28,5-Prozent-Anteil an der 1991 gegründeten „Mobilcom“ kosten. Doch ein ruppiger Streit um die Macht im Konzern entzweite die Geschäftspartner – und brachte „Mobilcom“ ins Trubeln. Der Aktienkurs des Unternehmens stürzte ins Bodenlose.

Nur mit Hilfe eines Sanierungsprogramms, dem mehr als die Hälfte der 5000 Mitarbeiter zum Opfer fielen, und mit einem Staatskredit von 100 Millionen Euro konnte „Mobilcom“ in abgespeckter Form überleben. Schmid musste den Chefsessel räumen und 2003 private Insolvenz anmelden.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Schmid danach noch Vermögenswerte im zweistelligen Millionenbereich illegal auf Privatkonten ins Ausland transferierte. Das würde den Straftatbestand der Untreue erfüllen. Gerhard Schmid gibt sich noch nicht geschlagen. Er hat „France Telecom“ auf Schadenersatz in Höhe von sieben Milliarden Euro verklagt.

Helmut Reister

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