Mit Vater auf Raumpatrouille

„Limit“-Autor Frank Schätzing machte in der Nürnberger Meistingersingerhalle die Lesung zur Zukunfts-Show.
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Keine Lust auf Untergangsvisionen: „Limit“-Lieferant Frank Schätzing gab auch in Nürnberg den Motivationstrainer.
dpa Keine Lust auf Untergangsvisionen: „Limit“-Lieferant Frank Schätzing gab auch in Nürnberg den Motivationstrainer.

NÜRNBERG - „Limit“-Autor Frank Schätzing machte in der Nürnberger Meistingersingerhalle die Lesung zur Zukunfts-Show.

Das nennt man perfektes Marketing, wie man es an Bestsellern schätzt: Beim Verlassen der Nürnberger Meistersingerhalle sieht man, dass noch einer schnell das zentrale Objekt der Science-fiction-Begierde in die „stille, endlose Nacht“ gehängt hat. Vollmondig und strahlend. Das unangezapfte Reservoir des neuen Energiestoffs Helium 3. Innen arbeitete indessen Auflagen-Rekordler Frank Schätzing weiter am „Limit“. Am Ende der Fanschlange signierte Major Frank im Akkord die 1300-Seiten-Wälzer seines aktuellen Abenteuers. Wenig limitiert, eher maßlos war der 52-jährige Kölner schon vorher: Zwei Stunden lang hatte er 1100 Besuchern vorgeführt, was eine Lesung unter Freunden der gepflegten Utopie ist. Eben keine Lesung.

Es ist ein kleiner Schritt für Schätzing, aber ein großer Schritt für die Buchheit. Der clevere Space-Cowboy mit der graumelierten Süffisanz schlendert mit E-Book und Lesebrille vor die Großleinwand, wo blinkende Galaxien und symphonischer Sound eine Weltraumpatrouille der wacheren Art verkünden. Das verwickelte Thriller-Futter aus „Limit“ gibt’s ohne Verdacht der Übersättigung als gut portioniertes Drei-Gänge-Menü zum Einstieg, in der Mitte und zum Finale. Dazwischen entwickelte Schätzing eine Art Knoff-hoff-Show mit Quarks & Co: Die Welt ist eine Google.

Spricht über Sex in der Schwerelosigkeit (die Blutverlagerung hat sichtbare Folgen), Raumfahrstühle in den Orbit und falsche Visionen (maximal fünf Computer braucht die Welt). Erklärt, warum sein Buch 2025 und nicht 2050 spielt (weil Leute lieber ein Buch lesen, das in einer Zeit spielt, wo sie noch am Leben sind), speist gefakte Nachrichten vom März 2025 ein (die schwerste Krise der Öl-Branche steht da neben Vilsmaiers Verfilmung „Methusalem“ mit „Jopi“ Heesters und der Tabellenführung des 1. FC Köln) und lässt die Schauspieler Milena Karas und Jan Josef Liefers als Romanfiguren auf der Leinwand auftauchen, die ihren „Vater“ als „Irren“ verspotten.

Der ist in dieser Show, die Stand-Up-Comedy nach Plan und Zukunfts-Philosophie kreuzt, eher heiterer Motivationstrainer als Pessimismus-Papst: „Bauen Sie sich doch ein Jahr 2025!“ Von wegen, die Zukunft war früher auch schon mal besser.Andreas Radlmaier

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