Mit Smileys gegen Gammel-Küchen
München - Smileys sollen über Hygienestandards in Gaststätten informieren. Verbraucherschützer fordern das schon lange. Doch die Wirte sind skeptisch
Verschimmelte Böden, Altfett in den Pfannen – in mancher Küche sieht’s wirklich grausig aus. Zustände, von denen die meisten Restaurantbesucher nichts ahnen. Denn fast nirgends kann man dem Koch auf die Finger schauen. Verbraucherschützer fordern deshalb ein transparentes System, das über die Hygiene in Gaststätten informiert: Smileys sollen verraten, wie sauber ein Betrieb arbeitet.
Das System klingt so einfach wie effizient: Wer bei der Lebensmittelkontrolle mit vorbildlicher Sauberkeit auffällt, darf seinen Betrieb mit einem Smiley kennzeichnen. Kommt es allerdings zu krassen Verstößen gegen Lebensmittelvorschriften, wird die Gaststätte in eine Negativliste aufgenommen, die samt Fotos im Internet veröffentlicht wird. Im März 2009 hat der Berliner Bezirk Pankow ein ähnliches System eingeführt. Vorbild war damals Dänemark, wo seit nunmehr fast zehn Jahren die Hygiene von Lebensmittelbetrieben mit Smileys bewertet wird. Die Zeugnisse müssen für alle Gäste gut sichtbar ausgehängt werden.
„Ein Musterbeispiel an Transparenz“ nennt Martin Rücker von der Verbraucherorganisation Foodwatch das dänische Modell. Er kritisiert: „Bei jedem vierten Betrieb wird in Deutschland fehlende Sauberkeit beanstandet. Trotzdem erfährt niemand, wo geschlampt wird.“ Nicht nur ahnungslose Verbraucher, sondern auch die gesetzestreuen Wirte gehörten so zu den Gelackmeierten.
Doch die wollen gar keine zusätzlichen Regeln. „Warum soll man Selbstverständliches belohnen?“, fragt Ulrich Korb vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband. Zwar will auch der BHG schwarze Schafe bestrafen, aber: „Das Smileysystem ist unausgegoren und mit den wenigen Kontrolleuren gar nicht möglich.“
Doch nun fordert auch Bundesverbraucherschutzministerin llse Aigner (CSU) ein transparentes System, das schnell und einfach über Hygienemängel informiert. Verantwortlich für Lebensmittelgesetze sind jedoch die Länder. Deren Minister treffen sich ab heute in Potsdam. Hamburg und Niedersachsen wollen dann auf einheitliche Standards drängen. „Bayern steht dem Anliegen grundsätzlich positiv gegenüber“, heißt es im Haus von Gesundheitsminister Markus Söder (CSU). Wie eine Sprecherin betonte, wolle man aber keine zusätzliche Bürokratie aufbauen und auch der BHG müsse an der Diskussion beteiligt werden.
him
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