Mit Prügel und Hammer: Neo-Nazis wüten in Dönerladen

Ebersberg - Mohammad Aschraf und sein Döner sind in Ebersberg gleichermaßen bekannt wie beliebt. Der 41-jährige Afghane lebt seit etwa zwölf Jahren in Deutschland und betreibt einen kleinen Imbiss im Bahnhof.
Am Freitagabend tauchte eine Horde betrunkener Neonazis plötzlich bei ihm auf, demolierte seinen Laden und verletzte zwei Mitarbeiter.
Mohammad Aschraf wollte mit Freunden zusammen in seinem Lokal das islamische Opferfest feiern. In seiner neuen Heimat hat sich der 41-Jährige bisher immer wohlgefühlt. Jetzt ist plötzlich alles anders. „Ich habe Angst. Wer schützt uns? Wir wollen nur unseren Frieden haben und arbeiten, nicht kämpfen“, sagt er.
Mit einer Art Baseballschläger, zwei Hämmern und einem Messer stürmten mindestens vier Neonazis in den Dönerladen. Kurz vor 22 Uhr zerschlugen sie die Glastür am Eingang, zertrümmerten eine Vitrine mit Lebensmitteln und gingen auch auf Angestellten von Mohammad Aschraf los: „Sie hatten ein Messer, Hämmer und ein Schlagholz. Vier sind reingekommen und haben auf uns eingeschlagen, die anderen haben draußen vor der Tür gewartet.“ Die Angreifer brüllten „Scheißkanacken“ und andere ausländerfeindliche Parolen. Mohammad Aschraf selbst war gerade in der Küche, als die Neonazis anfingen, seinen Laden zu zerlegen. Er selbst blieb bei dem Überfall unverletzt. „Das hat nur zwei Minuten gedauert, da waren sie wieder weg“, erzählt der 41-Jährige.
Der Überfall auf den Dönerladen war offenbar ein Racheakt
Ein 31-jähriger Afghane wurde von dem Holzknüppel getroffen. „Er lag mit einer blutenden Wunde am Kopf am Boden“, sagt Mohammad Aschraf. Der 31-Jährige wird mit Gehirnerschütterung im Krankenhaus behandelt.
Ein Freund, ein 20-jähriger Landsmann, wurde mit einem Messer angegriffen. Die Klinge traf ihn an der Hand.
So schnell wie die Neonazis aufgetaucht waren, verschwanden sie auch wieder. Die Polizei rückte an. Zum zweiten Mal an diesem Tag.
Etwa eine Stunde zuvor hatte Mohammad Aschraf schon einmal den Notruf gewählt. Er hatte von seinem Imbiss aus beobachtet, wie zwei Neonazis am Bahnhof einige Ausländer anpöbelten, die gerade mit der S-Bahn angekommen waren. Seine beiden Mitarbeiter rannten hinaus und versuchten die Lage zu beruhigen. Die Neonazis beschimpften und beleidigten die Fremden. „Die beiden waren auch beim Überfall auf meinen Imbiss dabei“, da ist sich Mohammad Aschraf ganz sicher.
Einer der ermittelnden Polizisten vor Ort schaltete sofort. Er hatte einen bestimmten Verdacht. Gegen 23 Uhr durchsuchten mehrere Beamte eine Wohnung in der Nähe des Bahnhofs. Die Polizisten nahmen acht Personen im Alter zwischen 19 und 34 Jahren fast. Darunter befindet sich auch eine 19-jährige Frau. Die Verdächtigen waren stark betrunken. „Die Kollegen ermitteln gegen sie wegen schweren Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung“, sagt Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer vom zuständigen Polizeipräsidium Oberbayern Nord in Ingolstadt. Der Staatsschutz hat übernommen.
Einige der Verdächtigen sind polizeibekannt, allerdings wurden sie bisher offenbar noch nicht im Zusammenhang mit ausländerfeindlichen oder rechtsradikalen Übergriffen erwischt. Am Wochenende waren die Verdächtigen immer noch viel zu betrunken, um sie zu vernehmen.
Engagierte Ebersberger Bürger organisierten noch am Wochenende eine Mahnwache vor dem Bahnhof. Über 20 Menschen beteiligten sich an der Protestaktion. Sie trugen Transparente und Schilder mit der Parole: „Null Toleranz gegen Rechts.“