Mit Moral aus der Krise

Nach dem Sieg in Hannover: Tiger-Coach Brockmann ist richtig „stolz auf die Jungs“
NÜRNBERG Finanzielle Schieflage, abgewanderte Top-Spieler, ungewisse Zukunft - dennoch ist DEL-Meister Hannover Scorpions auch heuer wieder das Maß der Dinge. Umso schwerer wiegt daher für Nürnbergs Trainer Andreas Brockmann der 3:2-Sieg seiner Ice Tigers am Dienstag beim Tabellenführer: „Kompliment an meine Mannschaft. Ich bin stolz auf die Jungs. Sie haben sehr hart gearbeitet."
"Die teils harte Kritik war unberechtigt"
Endlich also wieder ein Erfolg, nachdem Nürnbergs Puckjäger vor dem Dreier in Hannover zwei Pleiten binnen 48 Stunden kassiert hatten. Schmerzlich und unglücklich das 2:3 zu Hause gegen Iserlohn, heftig die 0:5-Klatsche in Düsseldorf. „Aber“, schränkt Brockmann ein, „auch gegen die DEG haben wir gut gespielt. Die teils harte Kritik war unberechtigt. In Hannover haben wir aber eine gute Reaktion gezeigt.“ Und damit auch Anschluss an die Scorpions gehalten, die nur aufgrund des besseren Torverhältnisses die Pole-Position verteidigen konnten.
Lob und Anerkennung gab es auch vom Gegner. „Gegen die Ice Tigers muss man immer die vollen 60 Minuten kämpfen“, so Hannovers Coach Toni Krinner, „wir müssen diese Niederlage einfach akzeptieren.“ Einig sind sich Krinner und Brockmann auch, dass die Tiger-Meute vor allem in Sachen „Über- und Unterzahlspiel an diesem Abend besser waren“.
"Die Punkte haben wir uns redlich verdient"
Allzu oft war in der laufenden Saison gerade das Spiel mit einem - oder auch zwei - Mann mehr nicht unbedingt die Nürnberger Paradedisziplin. Dass die Brockmänner es aber drauf haben, belegten sie beim Titelverteidiger. Die Treffer von Vitalij Aab, Brad Leeb und Matchwinner Jeff Likens fielen allesamt bei Überzahl.
Und dass bei insgesamt 16 Minuten mit einem Mann weniger auf dem Eis gegen das nach wie vor beste Powerplay-Team der Liga nur ein Gegentreffer fiel, verdient ebenfalls höchsten Respekt. „Glücklich und erleichtert“ über den Sieg war auch Verteidiger Martin Ancicka, „weil wir immer alles geben und als Team unbedingt gewinnen wollten. Die Punkte haben wir uns redlich verdient“
Froh sind die Noris-Cracks, nach vier Tagen auf Tour endlich wieder im eigenen Bett zu schlafen. Etwas Gutes hat der Reisestress für Brockmann dennoch: „Wenn man ein paar Tage so eng zusammen unterwegs ist, merkt man, wie die Mannschaft tickt. Uns schweißt das weiter zusammen, Moral und Charakter passen.“ Gut so, dann kann Verfolger Wolfsburg am Freitag (19.30 Uhr) ja kommen. Michael Rupp