Mit Malachitgrün belastete Fische in Isar und Moosach

Es ist gut möglich, dass Betriebe Tiere verkauft haben, die mit dem krebserregenden Malachitgrün belastet sind. Zudem gibt es heftige Kritik am Freisinger Landratsamt.
von  Helmut Reister
Eine Forelle, wie sie auch in Isar und Moosach schwimmt.
Eine Forelle, wie sie auch in Isar und Moosach schwimmt. © Bernd Thissen/dpa

München - Erst tauchen verseuchte Forellen in den beiden Flüsschen Mauka und Moosach auf – jetzt auch in der Isar. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft Landshut. Drei Betriebe, die in der Region um die Moosach liegen, wurden gesperrt, ein Verkaufsverbot verhängt.

Malachitgrün - Giftstoff in der Fischtheke

Es geht um Malachitgrün: ein Farbstoff, aber zugleich ein wirksames Mittel gegen Pilze und Parasiten bei Fischen. Beim Menschen gilt es als Krebsgefahr und hat deshalb in Lebensmitteln nichts zu suchen. Seit Jahren gilt EU-weit die Null-Toleranz-Grenze für Malachit in Lebensmitteln.

Mit Malachitgrün versetzte und gesundheitsgefährdende Fische tauchten im Herbst vergangenen Jahres zum ersten Mal auf einem Verkaufstisch in Traunstein auf. Sie stammten von einem Betrieb aus dem Kreis Freising und setzten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Landshut in Gang.

Gift auch in Flussfischen festgestellt

Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch laufen derzeit Ermittlungen gegen drei Fischzuchtbetriebe aus der Freisinger Gegend. Durch entsprechende Untersuchungen in den Betrieben hätte sich in allen drei Fällen der Einsatz von Malachitgrün bestätigt. Die Ermittlungen seien allerdings im Gange, noch nicht abgeschlossen.

Nun ergab eine vom Anglerverein Moosburg in Auftrag gegebene Untersuchung bei einem Fisch eine Belastung von 336 Mikrogramm Leukomalachit pro Kilo.

Wahrscheinlich hätten Angler die Fische bei einem der Zuchtbetriebe gekauft und in Isar und Moosach ausgesetzt, hieß es bei dem Anglerverein. Das sei ein übliches Vorgehen.

Grüne fordern Antworten und Handlung des Landratsamts

Die Grünen im Landtag fordern umfassende Aufklärung durch die Staatsregierung.

Rosi Steinberger, die verbraucherschutzpolitische Sprecher der Landtags-Grünen, hat einen entsprechenden Antrag gestellt. Die zentralen Fragen, die sie bewegen: Wie kam der krebserregende Stoff überhaupt in die Speisefische? Warum wurden weder Naturschutzbehörden, betroffene Gemeinden noch Fischereiberechtigte informiert? Ins Visier der Parlamentarierin ist das Freisinger Landratsamt gerückt, dessen Vorgehen "nicht nachvollziehbar" sei.

Rosi Steinberger: "Die Bevölkerung hat ein Recht darauf zu erfahren, wenn Speisefische mit krebserregenden Stoffen in den Umlauf gelangt sind." Und weiter: "Wir wissen nicht, wie viele malachitverseuchte Fische seit September 2018 bereits verzehrt wurden."

Das Landratsamt müsse Konsequenzen ziehen, ein Angelverbot verhängen und schnellstmöglich Antworten auf die Fragen liefern.

Nach Landratsamt keine Gesundheitsgefährdung gegeben

Ähnlich äußerte sich am DonnerstagSPD-Verbraucherschutzsprecher Florian von Brunn, der kritisierte, "dass die Betroffenen offenbar völlig unzureichend informiert wurden. Das ist unverantwortlich!" Das Landratsamt hatte sein Schweigen gegenüber der Öffentlichkeit damit begründet, dass die festgestellten Rückstände an Malachitgrün sehr niedrig seien und eine Gesundheitsgefährung nicht bestehe.

Für die Ermittlungen der Landshuter Staatsanwaltschaft ist das kein Kriterium: Behördensprecher Steinkraus-Koch sagt: "In Lebensmitteln darf kein Malachitgrün vorkommen, das ist der Maßstab."


Weitere Gefahr für Fische: Gülle

Noch eine Gefahr für Fische und Fischesser: In Eggersdorf (Landkreis Landshut) sind laut Polizei mehrere 100 Kubikmeter Gülle in einer Biogasanlage ausgelaufen – und bereits 1000 Liter davon in die Große Laaber. Daher fordert die SPD-Umweltsprecherin Ruth Müller, dass die Regierung aufklärt, wie solch ein Unfall passieren konnte. Er könnte eine "ökologische Katastrophe für die Große Laaber bedeuten", warnt Müller. In dem Nebenfluss der Donau seien bereits erste tote Fische entdeckt worden.

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