Mit Dauerstrahlung in den Wattebausch
NÜRNBERG - Kein eigenes Profil, aber sehr sympathisch: Cassandra Steen im Nürnberger Hirsch
Besser gut geklaut, als schlecht selber gemacht. Nach diesem Prinzip baut die deutsche Soulsängerin Cassandra Steen ihren Konzertabend im Nürnberger Hirsch auf. Als musikalische Klammer fungieren die Solohits „Darum leben wir" und „Stadt". Dazwischen packt die dauerstrahlende, ein wenig steif wirkende Sphinx ein 90 minütiges Pop-Potpourri, das von klebrig-süßen Kitschballaden bis zu swingenden Soulstücken reicht. Begleitet wird Steen, die sich mit Gastauftritten bei Xavier Naidoo, Freundeskreis und Bushido, sowie als Kopf von Glashaus einen Namen machte, von einer vierköpfigen Band und zwei exzellenten Backgroundsängern. Der beseelte Gefühlswonneproppen Fetsum überzeugt als mitreißender Ersatz-Duettpartner für die fehlenden Adel Tawil und Xavier Naidoo.
In jeder Casting-Show würde sie punkten
Ansonsten packt Steen ihre Mainstreamsongs in einen Wohlfühl-Wattebausch, der über „Draußen vor dem Fenster geht die Zeit vorbei"-Banalitäten nicht hinauskommt. Steens Stärke, ihre glockenklare Stimme, blitzt bei einem längeren Akustikset auf, als sie dem Publikum freudig ihre „Lieblingssongs" von Alicia Keys („If I Ain't Got You") bis hin zu Amy Winehouse („Love Is A Losing Game") vorstellt. Bei jeder Castingshow würde sie so die Runde der letzten Drei erreichen, aber das Anlehnen an andere Popgrößen offenbart auch Steens größtes Problem. Es fehlt der sympathischen Schwäbin an einem eigenem Profil.
Florian Koch
- Themen:
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