Mit Billig-Drinks gegen die Sex-Krise
An der Frauentormauer bleiben die Kunden weg, viele Bordelle sind heruntergekommen - das „Mecki Messer“ lockt jetzt mit Discount-Preisen.
NÜRNBERG Seit 40 Jahren ist Fred Kern (62) Gastronom. Die meiste Zeit davon im Rotlicht-Viertel. Er hat schon viele Krisen erlebt. „Aber so schlimm wie heute war es noch nie“, sagt er. Auf Nürnbergs Sexmeile an der Frauentormauer herrscht tote Hose, die Wirtschaftsflaute killt die Lust auf bezahlte Liebe. Um mit seiner Seemanns-Kneipe „Mecki Messer“ in der Engelhardsgasse nicht unterzugehen, will Kern das Geschäft jetzt mit Billig-Angeboten anheizen.
Das „Mecki Messer“ ist eine der Anlaufstellen für die Prostituierte aus den umliegenden Bordellen. Hierher kommen sie zum Frühstücken oder zum Mittagessen. Und hierhin kamen vor der Krise auch immer viele Männer – zum Schauen. „Die Gäste sollten sich nicht gestört fühlen, wenn sie hier Damen aus dem Laufhaus in ihrer Dienstkleidung sehen“, weist Kern auf seine mehr oder weniger bekleidete Kundschaft hin. Und betont: „Die Frauen nehmen hier eine Auszeit. Wir sind aber keine Animierkneipe. Hier wird keiner gefragt, ob er den Damen einen ausgeben will!“
Das Geschäft ist zäh geworden
Doch derzeit sitzen die Frauen immer häufiger alleine im „Mecki Messer“. Mit Discount-Preisen von zwei Euro für alle offenen Getränke will der Wirt jetzt die Kundschaft anlocken. Und auch benachbarte Betriebe haben schon ihre Getränkepreise gesenkt. Davon profitieren auch die Frauen. Auf einer Leuchttafel an der Kneipenwand im „Mecki Messer“ bieten sie ihre Dienste im Laufhaus um die Ecke an.
60 Euro Miete zahlen sie dort pro Tag für ein Zimmer. Doch immer häufiger bleiben sie den Vermietern das Geld schuldig und müssen anschreiben lassen. „Das Geschäft ist schon sehr zäh geworden“, sagt eine. Nicht jeden Tag sei eine Messe oder eine Großveranstaltung wie das Norisring-Rennen. Dann laufen die Geschäfte besser, und dann können die Mietschulden bezahlt werden.
„Gegessen und gepoppt wird immer!“
Knapp 200 Prostituierte gehen hinter der Mauer dem Geschäft mit der käuflichen Liebe nach, in der gesamten Stadt arbeiten etwa 1000. Dazu kommen noch einmal so viele Frauen, die anonym in irgendwelchen Apartments und Hinterzimmern ihre Dienste anbieten.
Doch die Flaute an der Frauentormauer ist nicht nur Folge der Wirtschaftskrise. Sie ist zum Teil auch hausgemacht. Das sagt jedenfalls Harald aus Köln. Er renoviert gerade eines der Bordelle an der Mauer. „Es wurde jahrelang nichts in die Häuser investiert. Die sind so heruntergekommen. Da hat doch keiner Lust reinzugehen!“ Trotz der Krise rechnet er damit, dass er mit seinem aufpolierten Laufhaus Gewinn machen wird: „Gegessen und gepoppt wird immer!“ mir
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