Mit 20 Stichen ermordet
Bluttat von Tacherting: Zwei Familienväter (37 und 44) hinterlassen sieben Kinder. Offenbar war es nach einer lautstarken Feier zum Streit gekommen. Drei Verdächtige stehen vor dem Haftrichter.
Der blutige Doppelmord an zwei Spätaussiedlern schockt ganz Tacherting. Viktor R. (37) war Vater von vier kleinen Kindern. Sein Schwager Viktor M. (44) hat drei Kinder. Die beiden Männer wurden am frühen Samstagmorgen im Anschluss an eine ziemlich wild verlaufene Grillparty in einem Waldstück tot aufgefunden worden.
„Sie waren ruhige, und nette Leute“, erzählt Nachbarin Sonja M.. Wie sie können viele aus Tacherting nicht fassen, was da in ihrer unmittelbaren Umgebung passiert ist. Viktor R. lebte schon seit einigen Jahren in Tacherting. Der Russlanddeutsche arbeitete seit eineinhalb Jahren als Fernfahrer bei einer Trostberger Transport-Firma. Die Kollegen mochten ihn. „Viktor war immer pünktlich, zuverlässig und ein netter Mensch“, erzählt Firmen-Chef Otto Zimmermann.
Viktor M. hat bis vor einiger Zeit ebenfalls in dem rund 5500 Einwohner zählenden Ort im Landkreis Traunstein gelebt. Dann zog er mit seiner Frau und den drei Kindern nach Traunreut.
„Die ganze Familie hat sich oft getroffen. Sie haben dann gegrillt und kräftig gefeiert“, berichten Nachbarn. Ähnlich lief es auch in der Nacht zum Sonntag in der Rosenstraße ab. Die Familie feierte ausgelassen die Geburt eines Enkelkindes. Dabei wurde viel getrunken und gelacht.
Gegen 2 Uhr wurde es so laut, dass Nachbarn die Polizei riefen. Eine Streifenbesatzung sah nach dem Rechten und rückte dann wieder ab. „Derzeit ist noch unklar, ob die Feier mit der Tat in Verbindung steht“, betont Polizeisprecher Franz Sommerauer.
Gegen vier Uhr morgens rief jedenfalls ein Mann in der Notrufzentrale an. „Im Wald an der Kraftwerkstraße liegen zwei Verletzte“, sagte er. Als wenig später eine Streife das Dickicht absuchte, stießen die Polizisten auf zwei blutüberströmte Leichen. Die Toten wiesen nach AZ-Informationen über 20 Messerstiche auf.
Ein Polizeihubschrauber stöberte wenig später einen 21-Jährigen in einem Maisfeld an der Bahnlinie auf. „Es ist zumindest sehr ungewöhnlich, dass am Sonntag in der Früh um halb Fünf sich jemand im Maisfeld versteckt“, betont Franz Sommerauer. Der zweiter Verdächtiger (21) wurde in seiner Wohnung festgenommen. Er soll den Notruf abgesetzt haben. Einen 23-Jährigen, der morgens zu Fuß auf einer Straße unterwegs war, nahm die Polizei auch fest. Alle drei wurden gestern dem Haftrichter vorgeführt. Ob Haftbefehl ergeht, stand am Nachmittag noch nicht fest.
In Tacherting brodelt unterdessen die Gerüchteküche. Viktor R. habe seine Familie geschlagen und sei ständig betrunken gewesen, heißt es. Seine Frau habe ihn deshalb mit den vier Kindern verlassen wollen. Andere vermuten einen Racheakt unter Russlanddeutschen. Tachertings Bürgermeister Hans Hellmeier weißt derartige Spekulationen zurück. „Wir sind alle geschockt. Wir leben nicht auf einer Insel der Glückseligen, doch in der Gemeinde gibt es keine größeren Integrationsprobleme“, sagt der CSU-Politiker. Ralph Hub
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