Missbrauch in Ettal: Schüler mussten lebendige Molche essen
ETTAL - Schockierende neue Details im Ettaler Missbrauchsskandal: Schüler mussten dort lebende Molche essen. Was Betroffene dem Sonderermittler Thomas Pfister außerdem anvertrauten.
Was Schüler im Kloster Ettal alles erdulden mussten, ist nahezu unfassbar. Jetzt wurde ein neues, ekelhaftes Detail aus der Liste der systematischen Quälereien bekannt. So sollen Opfer gezwungen worden sein, lebendige Molche zu essen.
Die Schilderungen ehemaliger Schüler haben den eingesetzten Sonderermittler Thomas Pfister geschockt: „Es waren Berichte über abartige Gräueltaten“, sagte der Anwalt der AZ. Die Menschen, die von diesen Misshandlungen erzählen, sind heute 30 bis 60 Jahre alt. Sie berichten von Prügeln mit Skistöcken und von so harten Schlägen, dass ihnen die Trommelfelle platzten.
Köpfe wurden aufs Pult geschlagen
Und sie schildern auch, wie sie auf Wanderungen lebendige Molche essen mussten. „Das war eine Form von Ritual, das mehrfach vorkam“, sagt Pfister. Dabei war es immer der selbe Pater, der die Kinder zwang. „Ein Zwei-Meter-Mann, der mit besonderer Genüsslichkeit kleine Kinder gequält hat.“ Er ist tot. Doch andere mutmaßliche Täter leben noch: Ein heute 74-jähriger Geistlicher habe als „unbeherrschter Schläger“ gegolten. Er soll die Köpfe seiner Schüler immer wieder aufs Pult geschlagen haben.
Sonderermittler Pfister erzählt, er habe noch nie so wenig geschlafen wie in den vergangenen sechs Wochen. Die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals sei „extrem erschöpfend“. Allein schon physisch. „Man müsste ein Herz aus Stein haben, wenn einem das nicht nahe gehen sollte“, beschreibt der Jurist außerdem die psychische Anstrengung. Gerade hat er seinen Schlussbericht fertiggestellt.
Die Benediktinerabtei hatte den Strafverteidiger mit der Prüfung der Vorwürfe gegen mehrere Mönche beauftragt. Der Anwalt sichtete im Kloster Unterlagen und führte Gespräche. Bereits im März hatte er von brutalen Schlägen und seelischen Quälereien berichtet. Insgesamt sollen etwa 100 Klosterschüler Opfer von mindestens zehn Patres geworden sein. Unabhängig von den internen Nachforschungen laufen strafrechtliche Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft.
lj
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