Bürger stoppen Bau umstrittener Reha-Klinik: Millionenprojekt liegt auf Eis

Ainring/Traunreut - Die Lage ist einmalig: auf dem Högl hoch über dem Salzburger Becken, Blick auf den Untersberg und auf den Gaisberg. Eigentlich hätten sich in der Idylle auf der Reiter Alm in Ainring (Kreis Berchtesgadener Land) bald Menschen mit psychosomatischen Krankheiten erholen sollen.
Doch daraus wird nichts. Ainringer Bürger lehnten sich gegen das Projekt auf, das ein Investor dort aufziehen wollte. Ein Bürgerentscheid sollte am 20. Oktober Klarheit bringen, ob die Bevölkerung hinter dem Projekt steht.
Risiko war zu groß
Das Risiko war den Investoren nun zu groß, sie haben den Kaufvertrag rückabgewickelt. Georg Brüderl jun. ist Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens, das er mit seinem Bruder und seinem Vater führt. Sie seien zwar Architekten und Bauträger, aber grundsätzlich offen für neue Geschäftssparten. So kauften sie dem derzeitigen Inhaber der Reiter Alm, einem ehemaligen Hotel mit Gaststätte, das Ensemble ab.
Der ist kein Unbekannter: Paul Haslauer ist so etwas wie der Wellness-Papst. Wer schon einmal auf einer Softpackliege lag oder in einem Rasulbad saß - alles seine Erfindungen. Vermutlich altersbedingt verkaufte Haslauer die Reiter Alm an die Brüderls.
Im Gespräch mit der AZ ist Brüderl etwas ratlos, warum es in der Bevölkerung Stimmen gab, die sich so gegen sein Konzept stellten. "Wir wollen ja nichts kaputtmachen oder verschandeln", sagt Brüderl. Es habe ja bereits mehrere Ansätze für eine touristische Nutzung der Reiter Alm von anderen Investoren gegeben. "Unser Konzept hatte viel Zuspruch im Gemeinderat", sagt Brüderl.
Malerwinkel ebenso ein schwieriges Projekt
Langfristig, zukunftsfähig und nachhaltig - so schätzt er sein Konzept ein. Dass die Gegner sich nicht einmal auf ein Gespräch mit den Brüderls eingelassen hatten, enttäuscht ihn sehr. Brüderl hat bereits bei einem anderen Projekt Erfahrungen mit Bürgerwiderstand gemacht.
Beim geplanten Hotel "Malerwinkel" am Chiemsee hat sich eine Bürgerinitiative gegründet. Der Investor ist die "meine VR Bank" aus Rosenheim, von den Brüderls kommt aber das Konzept. Schwierig findet Brüderl, dass hier teils Unwahrheiten behauptet werden: "Alle Gutachten sind einsehbar."
300.000 Euro weg
"Für uns war wichtig, den Schwebezustand zu beenden", sagt Brüderl im Gespräch mit der AZ. Das Risiko, dass sie kein Baurecht bekommen oder zumindest nicht auf absehbare Zeit, sei einfach zu groß gewesen. "Für uns ist das erst mal abgeschlossen", sagt Brüderl. Um die 300.000 Euro, die bisher schon in die Planungen und beispielsweise Gutachten investiert worden waren, sind damit weg.
Kein Pappenstiel, aber für Brüderl ist das eben das unternehmerische Risiko. "Wir machen vorab eine Kosten-Risiko-Bewertung und prüfen, wie wahrscheinlich es ist, dass es scheitert - das ist das erste in unserer 75-jährigen Geschichte, das völlig scheitert", sagt Brüderl.
Ursprünglich hatten die Brüderls 40 Millionen Euro investieren wollen. Was jetzt aus der Reiter Alm wird, bleibt unklar. Ob man weite Teile der Bevölkerung überzeugen können wird mit einem neuen Vorschlag - Brüderl hat Zweifel.