Migranten werden häufiger psychisch krank
Gewalt, Diskriminierung, Entwurzelung: Ein Kongress in Nürnberg berät, wie Betroffenen geholfen werden kann
NÜRNBERG Migranten haben ein erhöhtes Risiko für psychische Störungen. „Es gibt keine konkrete Zahl, dass Migranten psychisch kränker sind als Deutsche. Das Risiko aber ist viel höher und die Früherkennung und die Behandlung viel schlechter“, erläuterte die Migrationsbeauftragte des Klinikums Nürnberg, Kneginja Richter bei einer Fachtagung in Nürnberg. „Migranten haben im Schnitt zehnmal so häufig so genannte Stresserlebnisse wie Folter, Gewalt, Diskriminierung oder Entwurzelung erlebt.“
Monika Hauser von der Hilfsorganisation medica mondiale hat die Erfahrung gemacht, dass 90 Prozent der weiblichen Flüchtlinge aus Gebieten wie Afghanistan, Iran, Liberia oder dem Kongo Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind. Behörden und Ärzte seien für den Umgang mit solchen Menschen nicht sensibilisiert, sagte die Trägerin des Alternativen Nobelpreises. Migration bedeute stets eine Konfrontation mit Neuem. Dies gelte auch für nachfolgende Generationen. Wie schwierig der Spagat zwischen zwei Welten ist, zeige sich etwa an den überdurchschnittlich hohen Suizidraten junger türkischstämmiger Frauen.
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