Miet-Explosion droht!

Immer mehr Menschen ziehen in die Ballungsräume und In Nürnberg werden zu wenige Wohnungen gebaut. Die Folge: Experten rechnen mit 10 Prozent höheren Mieten
von  Abendzeitung

NÜRNBERG - Immer mehr Menschen ziehen in die Ballungsräume und In Nürnberg werden zu wenige Wohnungen gebaut. Die Folge: Experten rechnen mit 10 Prozent höheren Mieten

Auch das noch! Nach der Preisexplosion bei Strom, Heizöl und Erdgas drohen den Nürnbergern auch noch kräftige Mieterhöhungen. Grund: In den bayerischen Ballungsräumen werden zu wenig neue Wohnungen gebaut.

Drastische Mietsteigerungen in Ballungsräumen

Staatssekretär Jürgen Heike aus dem bayerischen Innenministerium rechnet deshalb in den nächsten Jahren mit drastischen Mietsteigerungen in den Ballungsräumen. Experten gehen von Steigerungen von zehn und mehr Prozent aus. Die Nürnberger Daten stützen diese Einschätzung. Bis zum Jahr 2025, so heißt es im Wohnungsbericht, müssten eigentlich zwischen 36000 und 43000 Wohnungen neu gebaut werden. Das wären 1800 bis 2150 im Jahr. Und die Realität? 1396 Wohneinheiten wurden 2007 gebaut. 2006 stehen noch 1866 Baufertigstellungen in der Statistik.

Wegen Spritpreisen: Immer mehr Menschen ziehen in die Stadt

Zudem ziehen immer mehr Menschen in die Stadt. Wegen der Spritpreise, die den Weg zur Arbeit zum teuren Luxus machen, oder weil sie als Senioren das Leben in der Großstadt einem beschaulichen Dasein auf dem Land vorziehen. Das heißt hohe Nachfrage. Und hohe Nachfrage bedeutet steigende Preise. Das bestätigt Frank Kraus, Geschäftsführer der Nürnberger Immobilienfirma Raummarkt: „In den ländlichen Gebieten geht der Markt nach unten.“ Allenfalls in Gegenden, die mit der S-Bahn schnell und günstig an die Stadt angebunden sind, bleiben die Preise stabil: „Aber in Nürnberg sind die Kunden bereit, hohe Preise zu bezahlen.“ Und zwar sowohl für Mietwohnungen als auch für Eigenheime und Eigentumswohnungen. Kraus: „Selbst bei gebrauchten Immobilien haben wir, wenn Lage und Ausstattung stimmen, eine sehr hohe Nachfrage.“

Zahl der Sozialwohnungen auf Rekrodtief

Neubaumieten von 9 bis 10 Euro pro Quadratmeter seien derzeit bei Neuvermietungen realistisch, so Kraus. Tendenz steigend. Zum Vergleich: Laut aktuellem Mietenspiegel liegt die Durchschnittsmiete für eine Wohnung mit mehr als 80 Quadratmetern, die nach 1996 gebaut wurde, bei 8,55 Euro pro Quadratmeter – da sind locker zehn und mehr Prozent Luft für Mieterhöhungen drin. Menschen mit wenig Geld werden künftig noch mehr unter dem Mangel an günstigem Wohnraum zu leiden haben. Der Verband der bayerischen Wohnungsunternehmen hat ermittelt, dass die Zahl der Sozialwohnungen heuer mit rund 200000 auf ein Rekordtief gesunken ist. Vor zehn Jahren waren es noch gut 100000 mehr. Ähnlich in Nürnberg: Hier sank die Zahl der öffentlich geförderten Wohnungen von 16892 im Jahr 2005 auf 15246 im Jahr 2007. Michael Reiner

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