Meuterei auf der „Orca“: Schiff blockiert Schleuse!
NÜRNBERG - Ganz im Stil der Bounty: Steuermann und Maschinist legen sich mit dem Kapitän des Schiffs an. Der Lastkahn trieb führerlos im Kanal
Dass Piratenbanden mit den Segelschiffen nicht ausgestorben sind, haben in den letzten Monaten einige Kapitäne vor der Küste Afrikas erfahren müssen. Aber was einem rumänischen Binnenschiffer auf dem Main-Donau-Kanal bei Nürnberg passiert ist, hätte der wohl auch nicht für möglich gehalten – eine wilde Meuterei auf seinem Lastkahn, ganz im Stile der „Bounty“!
Das Schiff ist 1400 Tonnen schwer
Das Gütermotorschiff „Orca“ – 85 Meter lang und rund 1400 Tonnen schwer – tuckerte auf der Fahrt von den Niederlanden nach Regensburg auf die Schleuse Eibach zu, als auf der Brücke ein handfester Krach ausbrach. Der Maschinist (38) warf dem Kapitän (48) vor, er habe keine Ahnung vom Führen eines Schiffes. Als sich schließlich auch noch der Steuermann (44) einmischte, geriet die ganze Situation im wahren Sinne des Wortes aus dem Ruder. Die erboste Mannschaft verweigerte komplett die Mitarbeit. Das Schiff geriet vollkommen außer Kontrolle!
Hat der Kapitän überhaupt das nötige Patent?
Ein Mitarbeiter des Schleusen-Personals alarmierte die Wasserschutzpolizei, weil die „Orca“ führerlos und quer zur Fahrrinne auf die Schleuse zutrieb. „Glücklicherweise kam es nur zu geringen Wasserverkehrs-Störungen, da der Kanal zum Zeitpunkt des Vorfalls nur wenig befahren war“, so ein Polizeisprecher gestern zur AZ. Es sei auch zu keinen Schäden gekommen. Die Ordnungshüter machten das Schiff fest. Doch der Streit an Bord fand einfach kein Ende. An eine Weiterfahrt war daher nicht zu denken. Deshalb ist der Kapitän jetzt auf dem Weg nach Rumänien – ein Kollege wird das Kommando vermutlich heute übernehmen.
Die Polizei überprüft nun, ob der Kapitän tatsächlich über das nötige Patent verfügt und ermittelt außerdem gegen alle Beteiligten wegen gefährlichen Eingriffs in den Schiffsverkehr.
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