Meldestelle registriert 39 Antisemitismus-Fälle seit April
München (dpa/lby) - Die seit zwei Monaten bestehende Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern) hat bisher 39 antisemitische Vorfälle registriert. Die Einrichtung berichtete am Mittwoch von etlichen Fällen: So wurden ein Hakenkreuz und die Parole "Arbeit macht frei" auf einem Plakat in der Dauerausstellung eines jüdischen Museums entdeckt. In der Münchner U-Bahn hätten Fußballfans ein antisemitisches Lied gesungen und die Schoah geleugnet. Ein jüdischer Unternehmer habe an der Wand seines Firmenparkplatzes in einem Vorort von München einen durchgestrichenen Davidstern und ein Hakenkreuz vorgefunden.
Fälle wie diese veröffentlicht RIAS Bayern auf ihrer neuen Facebookseite. "Damit soll das Ausmaß des alltäglichen Antisemitismus sichtbarer gemacht werden. Es muss nicht immer eine Straftat sein, auch vermeintlich weniger schwerwiegende Fälle, oft unterhalb der Strafbarkeitsschwelle, können massive Auswirkungen auf Betroffene haben", sagte Annette Seidel-Arpaci, Leiterin von RIAS Bayern.
Die meisten der Vorkommnisse fallen unter die Kategorie verletzendes Verhalten: antisemitische Äußerungen gegenüber jüdischen und nichtjüdischen, israelischen und nichtisraelischen Personen oder Institutionen. Aber auch antisemitische Schriften, Sachbeschädigungen jüdischen Eigentums oder von Schoah-Gedenkorten, eine Bedrohung und ein physischer Angriff wurden dokumentiert.
Die Meldestelle ist beim Bayerischen Jugendring (BJR) angesiedelt und wird vom Bayerischen Sozialministerium finanziert. Ziel ist eine flächendeckende und bundesweit einheitliche Dokumentation antisemitischer Vorfälle, wie der RIAS-Bundesverband zum Start des Projekts in Bayern erklärt hatte.
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