Mega-Betrug mit Mini-Kraftwerken

Heiße Luft für 50 Millionen bei der Gesellschaft für erneuerbare Energien (GFE): Die gesamte Führungscrew sitzt in U-Haft, gegen 17 Pesonen wird ermittelt
von  Abendzeitung
...satte 29,4 Millionen Euro!
...satte 29,4 Millionen Euro! © bayernpress.com

Heiße Luft für 50 Millionen bei der Gesellschaft für erneuerbare Energien (GFE): Die gesamte Führungscrew sitzt in U-Haft, gegen 17 Pesonen wird ermittelt

NÜRNBERG Wie eine Lizenz zum Gelddrucken hören sich die Versprechungen der Firma GFE (Gesellschaft zur Förderung erneuerbarer Energien) an. Mehrere tausend Kunden, die an die Gans mit den goldenen Eiern glaubten, schwemmten dem Unternehmen am Fuß des Fernmeldeturms mindestens 50 Millionen Euro auf die Konten. Jetzt schauen viele Geldanleger in die Röhre. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft wurden sie Opfer eines gigantischen, gezielt geplanten Betrugs.

Die Blockheizkraftwerke der GFE, die bis auf eine verschwindend geringe Stückzahl nur auf dem Papier bestehen, sind ein wahres Wunderwerk – sofern man den Anpreisungen der Firma glaubt. Das gilt zum einen in technischer Hinsicht, weil der Wirkungsgrad der Kraftwerke, die mit Rapsöl betrieben werden, nicht bei gewöhnlichen 35 Prozent, sondern bei sagenhaften 75 Prozent liegen soll. Noch mehr Interesse rief bei den Kunden das darauf basierende Finanzierungsmodell der GFE hervor, das die Behörden allerdings für nicht mehr als „heiße Luft“ ansehen . Kurz zusammengefasst verspricht es eine jährliche Rendite von 30 Prozent – und das über zwei Jahrzehnte hinweg garantiert.

Dieses vermeintliche Schnäppchen wollten sich mindestens 1000 Kunden nicht entgehen lassen – und leisteten Anzahlungen von horrendem Umfang. Allein im September und Oktober letzten Jahres wuchs das Guthaben des Unternehmens (rund 40 Angestellte) um rund 20 Millionen. Insgesamt sollen die Einnahmen nach Berechnungen der Staatsanwaltschaft bei über 50 Millionen Euro liegen. Einen Teil davon konnten die Behörden noch sicherstellen. Aus einem Beschluss des Amtsgerichts, der der AZ vorliegt, geht hervor, dass in der Münchner Filiale einer österreichischen Bank zwei GFE-Konten gepfändet wurden. Guthaben darauf: 29,439 Millionen Euro!

20 Millionen für den aufwändigen Lebensstil der Führungscrew

Die restlichen mindestens 20 Millionen gingen nach Einschätzung der Ermittler für den aufwändigen Lebensstil (Ferrari & Co) der GFE-Führungscrew drauf oder wurden ins Ausland verschoben. Aus Belegen, die der Staatsanwaltschaft bei einer groß angelegten Durchsuchungsaktion in die Hände fielen, geht zum Beispiel ein Fünf-Millionen-Transfer in die Schweiz hervor. Im Land der Eidgenossen wurde auch einer der Geschäftsführer verhaftet und inzwischen nach Deutschland ausgeliefert. Ein weiterer leitender Mitarbeiter ging in Österreich ins Netz.

Nach Justizangaben wird insgesamt gegen 17 Personen wegen Verdachts des bandenmäßigen Betrugs ermittelt. Acht von ihnen, praktisch die gesamte Firmenleitung der GFE, sitzen in U-Haft. Beschwerden gegen die Inhaftierung wurden bereits abgelehnt. Mehrere der Beschuldigten sind auch schon in der Vergangenheit wegen undurchsichtiger Finanzgeschäfte strafrechtlich in Erscheinung getreten.

Helmut Reister

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