Maulkorb für die Programmchefin

Im Nürnberger Kunsthaus eskaliert der Streit um die richtige Ausstellungspolitik
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Machtkämpfe zum Kunsthaus-Geburtstag: Ausstellungsleiterin Petra Weigle bekam vom Vorstand Redeverbot.
Berny Meyer Machtkämpfe zum Kunsthaus-Geburtstag: Ausstellungsleiterin Petra Weigle bekam vom Vorstand Redeverbot.

NÜRNBERG - Im Nürnberger Kunsthaus eskaliert der Streit um die richtige Ausstellungspolitik

Machtkampf im Kunsthaus – pünktlich zum 30-jährigen Jubiläum: Der Vorstand der Aktionsgemeinschaft, in der sich sechs Künstlergruppen und -verbände zusammengetan haben, erteilt der Ausstellungsleiterin Petra Weigle bei der Eröffnung der Jubiläumsschau Redeverbot! Der Grund: Sie vertrete die Interessen des Kunsthauses nicht. Künstlerische Freiheit ist eben schwer zu verstehen.

Der merkwürdige Maulkorb ist der vorläufige Höhepunkt einer Eskalationsspirale, die eng mit der Schaffung des KunstKulturQuartiers verbunden ist. In der Neukonzeption des Kulturtankers, in dem die Bildende Kunst mit Kunsthaus, Kunsthalle, Bildungsbereich, Fränkischer Galerie und Artothek vertreten ist, will Gründungsintendant Matthias Strobel den Kunsthaus-Interessengruppen künftig keinen „automatischen Anspruch“ auf Rituale (jedes Jahr ein neues Bild an denselben Nagel) garantieren. Er fordert entsprechende Konzepte und Ideen und will das Kunsthaus vom Erdgeschoss des K4 durchs Areal wandern lassen. Die geplante Fränkische Galerie in der Blumenstraße könnte ein Endpunkt sein.

Diese Ansicht teilten auch die Programmleiterin Petra Weigle und die Vertreter der Gruppen vom renommierten „Kreis“ und „ver.di“. Die Profis stellten bis ins Frühjahr den Vorstand – und wurden dann von anderen Interessenvertretern (etwa die Gedok, die Künstlervereinigung Erlenstegen, BBK und der Künstlerbund Schwabach) entmachtet: Man sprach dem Vorstand das Misstrauen aus und übernahm das Ruder: In der Ausstellungspolitik soll alles so bleiben, wie es war. „Kreis“ und „ver.di“ denken an kompletten Rückzug aus dem Kunsthaus – und wettern gegen Niveauverlust und Langweile durch „Hinz und Kunz“ aus der „Hobbyfraktion“.

„Die Vereinbarkeit des Unvereinbaren“ (so der Titel der Jubilumsausstellung) klingt vor diesen Grabenkämpfen wie blanker Hohn. Mit dem Redeverbot stellt sich nach Ansicht Strobels der aktuelle Kunsthaus-Vorstand „ins Abseits“, „außerhalb jeglicher Streitkultur“: „Wenn das um sich greift, können wir den Laden gleich dichtmachen.“ Auch Kulturreferentin Julia Lehner will die Selbstzerfleischung unter den organisierten Künstlern rigide stoppen. Notfalls, indem die Stadt dem jetzigen Mieter-Pool den Vertrag kündigt. Na dann: Alles Gute zum Geburtstag! daer

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