Dieser Feiertag spaltet Bayern – DGB mit neuer Forderung

Feiertag, ja oder nein? Mariä Himmelfahrt in Bayern ist kompliziert, zumal es in diesem Jahr für einige Gemeinden eine Veränderung gibt. Wer warum an diesem Tag frei hat - und wer eben nicht.
AZ/ dpa |
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In Marktrodach hatten bislang die Geschäfte am 15. August offen. Jetzt sind sie wegen Feiertags geschlossen.
In Marktrodach hatten bislang die Geschäfte am 15. August offen. Jetzt sind sie wegen Feiertags geschlossen. © Daniel Löb/dpa
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Während Gemeinden, in denen mehr Katholiken als Protestanten wohnen, heute (Freitag) einen offiziellen Feiertag haben, gilt der 15. August in Städten und Gemeinden mit einem höheren evangelischen Anteil als ganz normaler Werktag.

Und weil das nicht schon kompliziert genug ist, hat sich für einige Kommunen in diesem Jahr auch noch der Status geändert: In sechs Gemeinden war der 15. August bisher kein Feiertag - ist es aber ab diesem Jahr. Zwei Kommunen dagegen verlieren ihren Feiertag. Grund ist, dass in diesem Jahr erstmals die neuesten Bevölkerungszahlen aus dem Zensus 2022 herangezogen werden. 

Ein neuer Feiertag für Marktrodach

Beispiel Marktrodach bei Kronach: Hier ist nun Feiertag am 15. August. Bürgermeister Norbert Gräbner freut sich - zumal man umgeben sei von überwiegend katholischen Kommunen und auch das Landratsamt in Kronach geschossen habe. Deshalb habe das Rathaus früher sogar manchmal an dem Tag auch zugemacht - "weil wir gesagt haben, man kann nicht arbeiten und man kann nicht korrespondieren mit Nachbargemeinden, mit dem Landratsamt". 

Marktrodach im Landkreis Kronach bekommt einen Feiertag.
Marktrodach im Landkreis Kronach bekommt einen Feiertag. © Daniel Löb/dpa

Andererseits: Die Geschäfte bedauerten natürlich, dass sie nun auch geschlossen haben müssen. "Die hatten ja hier immer einen tollen Tag." Denn schließlich seien in den umliegenden katholischen Orten keine Läden offen gewesen - und die Menschen seien dann nach Marktrodach zum Einkaufen gekommen.

Kein Feiertag mehr in Seßlach

Andersherum ist es in Seßlach gelaufen. Die Kommune bei Coburg verliert ihren Feiertag. Manuela Müller, Geschäftsführerin eines Unternehmens, bedauert den Wegfall. Das sei ja schließlich ein Tag, der nun zum Entspannen wegfalle. Allerdings habe es am 15. August schon manchmal Probleme gegeben, schließlich sei Seßlach im Landkreis Coburg die einzige Kommune mit Feiertag gewesen. 

Seßlach im Landkreis Coburg hatte bislang am 15. August einen Feiertag - jetzt nicht mehr.
Seßlach im Landkreis Coburg hatte bislang am 15. August einen Feiertag - jetzt nicht mehr. © Daniel Löb/dpa

Manche Kunden hätten nicht verstanden, warum denn niemand ans Telefon gegangen sei. "Auch Lkw-Anlieferungen standen oft vor dem Tor und haben nicht gewusst, dass Feiertag ist."

In exakt 1.708 bayerischen Städten und Gemeinden ist am Freitag laut Landesamt für Statistik ein Feiertag, in 348 nicht. Vor allem in Franken haben viele Kommunen keinen Feiertag - etwa Nürnberg, Bayreuth und Coburg. 

In Seßlach leben inzwischen mehr Protestanten als Katholiken. Deshalb fällt der Feiertag weg.
In Seßlach leben inzwischen mehr Protestanten als Katholiken. Deshalb fällt der Feiertag weg. © Daniel Löb/dpa

SPD und DGB wollen einen Feiertag für ganz Bayern

Das Thema hat inzwischen die Politik erreicht, die SPD will einen Gesetzentwurf einbringen, damit alle Bayern freihaben am 15. August. "Diese Ungleichbehandlung ist aus der Zeit gefallen und ungerecht. Egal, ob jemand in Nürnberg, Schwabach oder München arbeitet: Wir wollen eine einheitliche Feiertagsregelung für alle Menschen in Bayern – wie wir sie auch bei allen anderen Feiertagen haben", teilte der Chef der SPD-Landtagsfraktion, Holger Grießhammer, mit. Alles andere führe nur zu Unsicherheit und unnötigem organisatorischen Mehraufwand.

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) will einen Feiertag für ganz Bayern. "Ob ich am 15. August freihabe oder nicht, darf keine Frage der Postleitzahl sein", sagte der bayerische DGB-Chef Bernhard Stiedl.

Wirtschaft: Weitere Feiertage nicht zu rechtfertigen

Anders sieht das die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw). Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt sagte: Zusätzliche Feiertage seien nicht zu rechtfertigen. "Wir werden die strukturellen Probleme in Deutschland nicht lösen können, indem wir noch weniger arbeiten. Deutschland hat durchschnittlich die kürzesten Jahresarbeitszeiten weltweit."

Das Fest Mariä Himmelfahrt geht auf das 5. Jahrhundert zurück und ist heute ein katholisches Hochfest. Ein biblisches Zeugnis gibt es nicht, aber es ranken sich zahlreiche Legenden darum, dass Maria nach ihrem Tod leibhaftig in den Himmel aufgenommen worden sein soll. Um dem Thema Nachdruck zu verleihen, hat Papst Pius XII. 1950 ein entsprechendes Dogma verkündet, also einen für Katholiken verbindlichen Glaubenssatz.

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  • Der Münchner vor einer Stunde / Bewertung:

    Mit Stand April 2025 waren von den 1.604.935 Einwohnern 23,4 % katholisch, 8,4 % evangelisch und 68,2 % gehörten anderen Glaubensgemeinschaften an oder waren konfessionslos.

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