Mann will sich anzünden – auf der Gerichts-Toilette
TRAUNSTEIN - Der 47-Jährige, der bei einem Autounfall seine Frau verlor und seit Jahren mit Schmerzen lebt, scheitert mit einer Klage auf Schadenersatz.Nach dem Prozess dreht er völlig durch und will sich verbrennen.
Wolfgang E. (47, Name geändert) kann einem leid tun. Seit 1993 ist er verwitwet: Seine Frau starb bei einem Autounfall in der Nähe von Waging am See, er selbst erlitt damals schwerste Verletzungen. Der Unfallverursacher flüchtete. Bis heute ist E. nur eingeschränkt berufsfähig. Noch immer hat er Schmerzen, noch immer ist er vom Verlust der geliebten Frau traumatisiert.
Die Hoffnung, wenigstens durch Zahlungen der Haftpflichtversicherung des später ermittelten Unfallgegners ein Auskommen für sich und die Kinder zu haben, zerschlug sich immer wieder. Als E. nun mit seinen Regressansprüchen bei einer Zivilkammer am Traunsteiner Landgericht erneut unterlag, drehte er in seiner Verzweiflung durch.
Wolfgang E. wollte sich verbrennen – auf der Herrentoilette des Gerichts.
E. hatte in eine Flasche, in der sich zuvor Weichspüler befunden hatte, Benzin gefüllt. In der Toilette im Besucherbereich des Landgerichts schloss er sich ein und übergoss sich mit dem Benzin.
Als er hörte, dass jemand die Toilettentür öffnete, begann er, zu schreien. Er verlangte lautstark nach dem höchsten Richter im Haus – und drohte, das Benzin zu entzünden, falls man ihm diese Forderung nicht erfülle.
Der Mann, der allerdings in diesem Augenblick die Toilette betreten hatte, war kein normaler Besucher, sondern ein Polizist, der bei der Verhandlung über einen Verkehrsverstoß als Zeuge aussagen sollte. Der Beamte zögerte keinen Augenblick, holte schnell einen Kollegen.
Gemeinsam traten sie die Toilettentür ein und packten den vor Benzin triefenden Mann, der die noch nicht völlig geleerte Flasche noch in der Hand hielt. Durch das entschlossene Eingreifen der Beamten hatte Wolfgang E. keine Möglichkeit mehr, das Feuerzeug aus seiner Hosentasche zu holen und das Benzin zu entzünden.
Wie der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft in Traunstein, Andreas Miller bestätigte, wurde Wolfgang E. wegen akuter Suizidgefahr in eine psychiatrische Klinik eingeliefert.
Nach dem Vorfall wurden die Sicherheitsvorkehrungen am Landgericht drastisch erhöht. Der Zugang zum Trakt mit den Sitzungssälen wurde gesperrt. Wer jetzt in das Gerichtsgebäude will, muss sich am Eingang zum Hauptbau strengen Kontrollen unterziehen.
Es gibt eine Schleuse mit einem Metalldetektor; Besucher müssen auch ihre Bekleidung untersuchen lassen und den Inhalt ihrer Taschen herzeigen. Robert Piffer
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