Mann verzweifelt: Ich habe einen kriminellen Doppelgänger

Stefan W. wohnt in der Oberpfalz, sein Namensvetter in Nürnberg. Beide sind auch noch am selben Tag geboren.
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Stefan W. aus Schwandorf hat ständig Ärger wegen seines kirminellen Doppelgängers, der aus Nürnberg stammt.
bayernpress Stefan W. aus Schwandorf hat ständig Ärger wegen seines kirminellen Doppelgängers, der aus Nürnberg stammt.
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Stefan W. wohnt in der Oberpfalz, sein Namensvetter in Nürnberg. Beide sind auch noch am selben Tag geboren.

NÜRNBERG Einer wohnt in Nürnberg, der andere in der Oberpfalz. Ansonsten sind es die totalen Daten-Doppelgänger: derselbe Vorname, derselbe Nachname – und dann sind beide auch noch am selben Tag geboren. Über die Verwicklungen, die dadurch entstehen, kann einer der beiden Namensvetter mittlerweile allerdings gar nicht mehr lachen...

Mit einer Zahlungsaufforderung des Finanzamtes Nürnberg fing alles an. Stefan W. (39) aus Schwandorf konnte mit dem behördlichen Bescheid partout nichts anfangen. Er griff zum Telefon und sprach mit dem Sachbearbeiter der Behörde. Doch so einfach war das Problem nicht zu lösen.

Der Ärger begann vor 13 Jahren

Erst einmal wurde der Betrag von Stefan W.’s Konto abgebucht. An den Vorgang, der dreizehn Jahre zurückliegt, kann sich der Oberpfälzer Familienvater nur allzu gut erinnern: „Ich musste verschiedene Bescheinigungen vorlegen und Erklärungen abgeben, bis endlich feststand, dass ich einen Namensvetter mit dem selben Geburtstag hatte. Erst dann bekam ich mein Geld endlich wieder zurück.“

Diese Episode war jedoch nur der Anfang eines Langzeit-Dramas, das bis zum heutigen Tag anhält. Stefan W. muss sich ständig vor irgendwelchen Behörden oder Gläubigern für „krumme Dinger“ rechtfertigen, mit denen der rechtschaffene Bürger überhaupt nichts zu tun hat.

„Bei mir waren schon wiederholt der Gerichtsvollzieher oder die Polizei“

„Bei mir waren schon wiederholt der Gerichtsvollzieher oder die Polizei“, schildert der 39-Jährige sein Dilemma. Vor wenigen Wochen erreichte das Verwechslungsspiel mit dem Doppelgänger seinen Höhepunkt. Stefan W. verärgert: „Gegen mich lag ein Haftbefehl vor. Nur mit Mühe konnte ich verhindern, hinter Gitter zu wandern. Langsam reicht’s mir.“

Dass der Oberpfälzer die Nase gestrichen voll hat, ist leicht nachvollziehbar. Der Schriftverkehr, den er schon führen musste, um nicht unterzugehen, füllt inzwischen einen ganzen Aktenordner. Wegen der ständigen Verkehrsverstöße seines Namensvetters wurde sein Punktekonto in Flensburg derart belastet, dass er bereits um seinen Führerschein bangen musste. Stefan W.: „Ich musste einen Anwalt einschalten, der mich 300 Euro gekostet hat.“

Er sollte Mietrückstände zahlen und einen Keller räumen

Er hatte auch schon mit dem Nürnberger Hausbesitzerverein zu tun, der die Mietrückstände seines Namensvetters bei ihm in der Oberpfalz einklagen wollte und ihn aufforderte, endlich den Keller zu räumen. Stefan W. erinnert sich ungern an das kuriose Gespräch: „Als ich bei dem Hausbesitzerverein anrief und auf die Verwechslung aufmerksam machen wollte, wurde ich auch noch angeschnauzt. Das kann ja jeder behaupten, hieß es.“

Das über die Jahre andauernde Chaos hat er seinem Namensvetter aus Nürnberg zu verdanken. Der lässt gern mal alle Fünfe gerade sein, schert sich einen Dreck um unbezahlte Rechnungen und ignoriert selbst gerichtliche Zahlungsbefehle. Der Haftbefehl, der kürzlich in Schwandorf landete, galt natürlich eigentlich ebenfalls dem Kleinkriminellen.

Sicherheitshalber mit allen Papieren zur Passkontrolle am Flughafen

Zu Gesicht bekommt man den Nürnberger Stefan W. nie. Er wechselt seine Wohnungen schneller als mancher sein Hemd. Das hat zur Folge, dass seine Gläubiger beim Einwohnermeldeamt einen Nachforschungsauftrag stellen, um seinen aktuellen Aufenthaltsort herauszufinden. Sie alle landen beim Schwandorfer Doppelgänger, der ja nicht nur denselben Namen trägt, sondern eben auch noch am selben Tag geboren ist. Das reicht dem Computer im Einwohnermeldeamt für eine Identifizierung aus.

Bald will Stefan W. mit seiner Familie vom Nürnberger Flughafen aus für zwei Wochen in den Urlaub fliegen. Der Passkontrolle am Terminal zittert er regelrecht entgegen: „Ich nehme alle notwendigen Papiere mit, um beweisen zu können, dass ich nicht der mit Haftbefehl gesuchte Mann aus Nürnberg bin. Sonst fliegt die Maschine vielleichtohne mich ab.“ Helmut Reister

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