Männer brannten – Arzt half nicht!
Schlimmer Grill-Unfall: Staatsanwalt leitete Ermittlungsverfahren gegen einen Beleg-Mediziner der Fürther EuromedClinic ein.
FÜRTH Die verheerenden Folgen eines Grill-Unfalls, bei dem zwei junge Männer (beide 20) lebensgefährlich verletzt wurden, haben für einen Belegarzt der EuromedClinic möglicherweise strafrechtliche Konsequenzen. Eine Sprecherin der Polizei bestätigte Informationen der AZ, wonach gegen den Mediziner ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der unterlassenen Hilfeleistung eingeleitet wurde.
Vor zwei Wochen waren zwei Gäste einer Grillparty von einer Stichflamme erfasst worden. Den Ermittlungen zufolge hatte ein 25-jähriger Mann zu später Stunde den bereits erloschenen Grill wieder in Gang setzen wollen.
Leichtsinnigerweise benutzte er dazu ein Verdünnungsmittel, das beim Anzünden explodierte – und die beiden in der Nähe stehenden Männer in lebende Fackeln verwandelte. Wie sich dann bei den Ermittlungen herausstellte, rannte ein Partygast in die Notaufnahme der unmittelbar neben dem Grillplatz liegenden EuromedClinic, um Hilfe zu holen. Der Dienst habende Arzt, der von einer Schwester der Notfallaufnahme verständigt worden war, hielt es jedoch nicht für nötig, einzuschreiten.
Der Klinik-Chef "bedauert den Zwischenfall sehr"
Dr. Clemens Ritter von Kempski, Geschäftsführer der EuromedClinic, ist seinen Worten zufolge selbst an einer umfassenden Aufklärung des nächtlichen Vorfalls interessiert. „Wir bedauern den Zwischenfall sehr und unterstützen die Behörden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln“, sagte er zur AZ.
Trotz der schwerwiegenden Folgen für die beiden Opfer, von denen eines noch immer in Lebensgefahr schwebt, warb er um ein gewisses Verständnis für die Haltung des Arztes. Kempski: „Als er von dem Partygast in Kenntnis gesetzt wurde, erkundigte er sich sofort, ob bereits Polizei und Rettungskräfte informiert worden sind. Das wurde ihm bestätigt. Er hat dann offensichtlich zwischen seiner Anwesenheitspflicht in der Klinik und der Notwendigkeit zur Hilfeleistung vor Ort abgewogen.“ Der Arzt sei zu dem Ergebnis gekommen, dass sein Einschreiten nicht mehr erforderlich ist, weil die Retter schon auf dem Weg waren.
Vielleicht eine fatale Fehleinschätzung...
Helmut Reister
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