Lusthauch im Berg-Country
Nachklang zur Szene Schweiz beim Nürnberger Bardentreffen: CDs von Andreas Vollenweider, Max Lässer und Patent Ochsner.
Vielleicht haben die Eidgenossen, die auf dem Nürnberger Bardentreffen mehr oder minder originell Duftmarken setzten, den ein oder anderen dazu verlockt, der Schweizer Szene näher zu rücken. Am Schnittpunkt von Entspannung (Musik) und Exotik (Text) wird man gut bedient, wie aktuelle CDs zwischen Volks- und Vollmondmusik belegen:
Andreas Vollenweider, „Air“ (Edel): Der ergraute Harfen-Engel mit seinem Schwerelos-Sound, der schon vor 20 Jahren von New-Age-Jüngern zum Messias ausgerufen wurde, fehlte in der Nürnberger Schweiz-Auswahl. Das jüngste Album des Soundtüftlers mit der gewachsenen Kiffer-Lässigkeit taucht als Wellnessie aus dem wärmenden Wohlgefühl auf. Meist einen halben Ton von der Belanglosigkeit entfernt und immer imposant im Melodiebogen und der Massagewirkung. Die ganze Welt in einem Sandkorn. Nicht nur Stücke wie „One Breath“ transportieren befreiendes Durchatmen. Der Lufthauch ist mehr als einmal auch ein Lusthauch.
Max Lässer & das Überlandorchester, „Überländler“ (Phonag Records): Der 59-jährige Zürcher, der mit Vollenweider, Hubert von Goisern und Patent Ochsner (s. unten) spielte, war mit seinem Überlandorchester eine der großen Überraschungen auf dem Festival. Auch auf der Platte fasziniert die Unaufgeregtheit und Natürlichkeit, wie hier aus Ländlern, Polkas und „Alpenfunke“ eine Volksmusik entsteht, die satt grün und süffig erscheint. Swiss-Country mit Pedal-Steel und Jodelei, Schwyzer Örgeli (also Quetsche) und Hackbrett als Traditionsspur ins Jetzt.
Patent Ochsner, The Rimini Flashdown (Universal Music): Es dauert bis zum dritten Song, bis der schwermütig tänzelnde Klangkosmos von Sänger und Songwriter Büne Huber und seiner umgruppierten Berner Großkapelle Patent Ochsner sein typisches Aroma entwickeln kann. „Farfromdasea“ heißt dieses Lied, das fredmsprachlich genauso reizvoll daherkommt wie der Rest. Ums Seelengewicht von „21 Gramm“, die der Mensch beim Sterben leichter wird, geht es, um grausige Lieder, die man träumt, um den Sturz über die Kante und die Fahrt zum Mond. Phantastischer Realismus in „Ochnser“-Format, das man immer wieder entdecken kann hierzulande. daer
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