Lufthansa-Pilot landete vor Gericht

Steuerhinterziehung: Fiskus ermittelt gegen 1000 Kapitäne, wegen falscher Wohnsitze
NÜRNBERG Über den Wolken schien auch die Steuerfreiheit grenzenlos zu sein. Bis der Fiskus angesichts zig verlorener Millionen an Lohnsteuern Ermittlungsverfahren gegen bundesweit über 1000 Piloten einleitete. So landete auch Hans B.* (31) aus dem Großraum Nürnberg auf dem harten Boden der Tatsachen.
Der Lufthansa-Pilot lebte offiziell im Ausland, wohnte aber heimlich hier bei Verwandten oder der Freundin. Gestern erläuterte der reuige Steuersünder vor dem Nürnberger Amtsgericht das Modell, mit dem er jahrelang Lohnsteuern gespart hatte, die er jetzt zurückzahlen muss. Insgesamt über 20000 Euro. Seinerzeit verdiente er als Berufsanfänger 5000 Euro brutto, jetzt sind es 5000 netto.
Von Kollegen bekam er den Tipp mit der Wohnsitzverlegung in Steuer-Oasen. Er zog offiziell nach Mallorca, später in die Schweiz. Wie man vorgeht, vermittelte ihm ein Steuerberater aus Dortmund, der nicht nur ihn gegen satte Beratungsgebühren über das beschränkt versteuerbare Einkommen aufklärte. Und dabei stets behauptet habe: „Das ist alles legal.“
Demnach musste ein deutscher Pilot nur die Zeit, die er auf und über deutschem Boden verbringt, versteuern. Und den großen Rest am Wohnsitz im Ausland – mit wesentlich niedrigeren Abgabensätzen. Das ging gut, bis Steuerfahnder durch anonyme Hinweise auf den Steuerberater aufmerksam wurden. Sie durchsuchten die Kanzlei, gingen gegen seine Klienten wie Hans B. vor.
„Ich bin doch gut 200 Tage im Jahr im Ausland unterwegs“, erklärte der Pilot. Trotzdem sei das Steuersparmodell verboten, sagte Richter Stefan Kolb. Er stellte „wegen Blauäugigkeit“ von Hans B. das Strafverfahren ein, wie Verteidiger Jürgen Lubojanski angeregt hatte. 5000 Euro Buße gab’s als Auflage. *Name geändert cis