Liebeshunger mit kräftigem Eintopf

Spielfreudige Komödie: „Fisimatenten“ von Stefanie D. Kuschill im Hof des Tucherschlosses
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Blaustrumpf Marie Tucher (Alexandra Völkl) serviert dem Hausfreund Konrad Grübel (Christian Kaltenhäußer) Schnaps statt Bier. Vater Jobst (Mitte) hat andere Sorgen.
Berny Meyer Blaustrumpf Marie Tucher (Alexandra Völkl) serviert dem Hausfreund Konrad Grübel (Christian Kaltenhäußer) Schnaps statt Bier. Vater Jobst (Mitte) hat andere Sorgen.

Nürnberg - Spielfreudige Komödie: „Fisimatenten“ von Stefanie D. Kuschill im Hof des Tucherschlosses

Es steckt der Wurm im Hause Tucher: Nürnberg ist keine Freie Reichsstadt mehr, Napoleons Truppen sind einquartiert und wollen versorgt werden, und Geizkragen Jobst Tucher schielt nur nach dem Adelstitel. Weil ihm die untergebrachten Soldaten gleichgültig sind und seine Töchter Friederike und Marie nur Mittel zum Zweck, bekommt er im laufenden Sommertheaterstück „Fisimatenten oder: Napoleon ist nicht an allem schuld!“ ordentlich den Kopf gewaschen.

Autorin und Regisseurin Stefanie D. Kuschill, Mitarbeiterin der städtischen Museen, hat fürs Tucherschloss eine kleine, aber knackige Boulevardtheaterkomödie geschrieben, die Schenkelklopfer weitgehend vermeidet und leichtfüßig mit Seifenopernelementen spielt: Friederike liebt Georg Peller, dessen Vater aber Erzfeind vom Herrn Papa (Siegfried Wekerle) ist. Marie will den Hauslehrer Hegel (witzig verklemmt und schwäbelnd: Tobias Hacker), doch dessen Kopf steckt ganz in Theorie-Wolken. Wenn dann noch die Generalstochter Charlotte de Raguse aufkreuzt und diverse Seitensprünge auffliegen, wird es vollends kompliziert.

Erfrischend ist dabei der heutige Blick auf das Treiben um 1806. Friederike (ein gurrender Wildfang: Susanne Alt) und ihre Mutter Susanne (pointiert resolut: Christine Maaß) scheinen die „Emma“ abonniert zu haben, Marie (ein blutarmer Blaustrumpf: Alexandra Völkl) ist Hegels Einflüsterin und erfindet mal eben die Relativitätstheorie, und die eingestreuten Chansons zur fünfköpfigen, schön schrägen Bläsergruppe besitzen kabarettistischen Charme.

Gut drei Wochen nach der Premiere schnurrt die Inszenierung gut geölt. Kuschill hat ihr spielfreudiges, wenn auch nicht durchgehend überzeugendes Ensemble typgerecht besetzt, legt ein hohes Tempo vor und nutzt die szenischen Möglichkeiten des Hauses. Höhepunkt sind die Sommernachtsverwirrungen im Garten, in den das Publikum mitzieht. Dazu duftet der kräftige Eintopf überm offenen Feuer, der nach dem Happy End serviert wird.Georg Kasch

Nächste Vorstellungen: 16., 21.-24., 28.-31. August, jeweils 19.30 Uhr. Karten Tel. 2336-132

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