Lehrplan soll ergrünen: Nachhaltigkeit als Schulfach

Pädagogen wollen das Thema Nachhaltigkeit stärker in der Schule verankern. Warum sie das für wichtig halten - und erste Ideen.
von  Paul Nöllke
Schüler pflegen ihren Schulgarten: Dies sei aber nur ein erster Schritt in die richtige Richtung, findet der Lehrer- und Lehrerinnenverband.
Schüler pflegen ihren Schulgarten: Dies sei aber nur ein erster Schritt in die richtige Richtung, findet der Lehrer- und Lehrerinnenverband. © Marcus Simaitis/dpa

München - Schulgärten, Wandertage, Vorträge zur Mülltrennung: alles gut und wichtig, um Schülerinnen und Schülern das Thema Nachhaltigkeit nahezubringen. Doch solche Projekte reichen nicht, findet der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV).

Verschiedene Fachlehrer sollen Unterricht erarbeiten

"Das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) muss in der Lehrerbildung, in der Schulentwicklung und im Schulleben gelebt werden", forderte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann auf einer Pressekonferenz am Dienstag in München.

So sollen sich Lehrer aus verschiedenen Fächern zusammenschließen, um Themen rund um Nachhaltigkeit im Unterricht bearbeiten zu können. Nachhaltigkeit soll einen festen Platz im Lehrplan erhalten. "Es reicht nicht, dass das Thema irgendwo steht, es muss sich durch den Lehrplan ziehen", so die BLLV-Präsidentin.

Harald Lesch: Richtig, Nachhaltigkeit und Klimawandel zu thematisieren

Unterstützt wird der BLLV mit seiner Forderung von Wissenschaftler Harald Lesch und der Klimabewegung "Fridays for Future".

"In der Schule können wir generationsübergreifend lernen, was wir gegen den Klimawandel tun können", so Lesch. Oft fühlten Menschen sich abgehängt und verstünden viele Probleme nicht mehr. Dagegen müsse man bereits in der Schule arbeiten. "Da geht es darum: Was kann ich selber gegen den Klimawandel tun, was mein Land, was meine Kommune?", erklärte Lesch.

"Fridays for Future"-Aktivistin: "Die Klimakrise ist so elementar"

Auch Anna Volk, die selbst Schülerin ist und bei "Fridays for Future" mitwirkt, will Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Lehrplan verankern. "Die Klimakrise ist so elementar, dass es absurd wäre, das nicht in der Schule zu behandeln", so Volk. Einerseits bekäme sie oft von Lehrern gesagt, wie toll ihr Engagement sei, andererseits würden die gleichen Lehrer erklären, sie könnten die Klimakrise nicht mehr behandeln, da es im Lehrplan keine Zeit mehr gäbe.

Die Lehrerin Kerstin Schwarz, die den BLLV ebenfalls unterstützt, erzählte, wie eine nachhaltige Schule aussieht: An ihrer Schule gäbe es bereits Lehrer, die sich dem Thema angenommen hätten. So würden an der Schule Tiere gehalten, mit dem Gemüse aus dem eigenen Garten werde gekocht. Doch Lehrer, die sich für diese Projekte engagieren, täten dies ehrenamtlich.

Kultusministerium: Lehrerfortbildungen folgen

Im Kultusministerium will man sich aber nicht des Nichtstuns bezichtigen lassen. So würde das Thema sehr ernstgenommen, erklärt ein Sprecher der AZ.

Man habe die Ausbildung der Lehrer angepasst, es würden Fortbildungen angeboten. Sogar gesetzlich wurden die Ziele Artenschutz und Artenvielfalt im BayEUG (Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen) verankert. Zudem gäbe es zahlreiche Projekte, an größeren Schulen entstünden Gruppen für Umweltbildung.

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