Lehrerin ließ Schüler Hakenkreuze malen
Die Schulleiterin aus Oberfranken führte ein eisernes Regiment – erst nach Jahren setzt das Staatliche Schulamt dem Spuk ein Ende.
KULMBACH Ein roter Punkt im Pausenhof als öffentlicher Pranger, Hakenkreuze in Religionsheften und 400 Seiten Hausaufgaben in den Sommerferien – die Kinder der Volksschule Burghaig (Kreis Kulmbach) hatten unter ihrer Schulleiterin Ingrid K. nichts zu lachen. Aus Angst, die Kinder könnten darunter leiden, schwiegen die Eltern. Wohl aus Angst um ihre Beurteilungen schwiegen die anderen Lehrer – jahrelang! Kurz vor den Ferien brach die Mauer des Schweigens um die Horror-Lehrerin. Jetzt beugte sich das Staatliche Schulamt dem massiven Protest. Ingrid K. wird nicht mehr in Burghaig unterrichten.
Sarah war in der ersten Klasse, als sie einem Jungen einen Kuss auf die Wange gab. „Frau K. bestrafte sie, indem sich Sarah eine rote Karte um den Hals hängen musste. Jedem, der sie darauf ansprach, musste sie sagen, was die Karte zu bedeuten hatte. Sie kam weinend nach Hause“, erbost sich ihre Mutter Margaritta H. Eine Drittklässlerin wurde eine Woche in die erste Klasse strafversetzt, weil sie mit ihrem Tischtennisschläger und einem unreifen Apfel im Pausenhof gespielt hatte.
„Die Kinder hatten wahnsinnige Angst"
Birgitt Fischer, Mutter von drei Söhnen (11, 15, 18) und einer Tochter (8), erinnert sich an einen roten Punkt im Pausenhof, auf dem sich kleine „Sünder“ aufstellen mussten. „Wer im Pausenhof oder im Schulhaus gerannt ist, musste da drauf“, erzählt die 45-Jährige. „Die Kinder hatten wahnsinnige Angst. Sie haben nur noch funktioniert.“
Ihr Sohn Thomas habe als Drittklässler in Religion bei Frau K. – sie ist zu allem Überfluss auch noch Ehrenvorsitzende vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnen-Verband (BLLV) Oberfranken – als Hausaufgabe aufbekommen, ein arisches und ein nichtarisches Kind zu malen. „Sogar Hakenkreuze waren im Religionsheft“, erzählt Birgitt Fischer erschüttert.
Drei Mappen mit 400 Blättern zu verschiedenen Fächern habe Thomas, der Ingrid K. als Klassleiterin in der dritten Klasse hatte, einmal zu Beginn der Sommerferien mitgebracht. „Die sollten in den sechs Wochen Sommerferien erarbeitet werden.“
Während ein BLLV-Kollege der angegriffenen Pädagogin in der Kampagne einen „Rufmord“ sieht („Sie ist eine geradlinige, konsequente Persönlichkeit“), handelte jetzt das Staatliche Schulamt. Es setzte dem eisernen Regiment von Ingrid K. ein Ende: Ab sofort hat die Schule einen kommissarischen Leiter, ein Disziplinarverfahren läuft. Auskünfte über den Fall gibt Schulamtsdirektor Helmut Scherer nicht: „Ich möchte zu den möglicherweise strafrechtlichen Vorgängen keine Stellung nehmen.“
Auch Ingrid K. selbst wollte sich nicht äußern: „Es ist ein laufendes Verfahren, darüber kann ich in keinster Weise reden. Ich muss jetzt damit erstmal zurechtkommen.“
Andrea Uhrig
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