Lebensretter schildert Doppel-Unglück am Starnberger See: "Unser Boot war nach 30 Sekunden auf dem Wasser"

Zweimal in kürzester Zeit sind Rettungskräfte ausgerückt – und haben vergeblich gekämpft. Der Tod von zwei jungen Männern im Voralpengewässer erschüttert. Die Wasserwacht warnt vor dem "schnellen Sprung" ins kühle Wasser.
Alexander Spöri
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Einsatzkräfte der Deutschen Lebens-Rettung-Gesellschaft suchen weiter nach einem Vermissten, der im See untergegangen ist. Sie machen sie keine Hoffnungen, dass sie ihn noch lebend bergen.
DLRG Pöcking-Starnberg Einsatzkräfte der Deutschen Lebens-Rettung-Gesellschaft suchen weiter nach einem Vermissten, der im See untergegangen ist. Sie machen sie keine Hoffnungen, dass sie ihn noch lebend bergen.

Die Hitzewelle hat zahlreiche Menschen an die vielen Seen im Voralpenland gezogen. Am Starnberger See wurde der Badespaß am Wochenende jedoch von zwei tragischen Todesfällen junger Badegäste überschattet, die beide im Gewässer ertranken.

"Diese Einsätze waren tatsächlich eine größere Nummer", sagt Walter Kohlenz von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft der AZ. Der Vorsitzende des Ortsverbands Pöcking-Starnberg war am Sonntag diensthabender Wachführer in der Wasserrettungsstation in Possenhofen.

"Das Rettungsboot war etwa 30 Sekunden später auf dem Wasser"

Als um kurz nach 13.30 Uhr in der Leitstelle in Fürstenfeldbruck ein Notruf einging, war auch Kohlenz sofort in Alarmbereitschaft. "Unser erstes Rettungsboot war dann etwa 30 Sekunden später auf dem Wasser." Seine Kollegen von der Wasserwacht aus Percha waren näher am Unfallort und übernahmen die Einsatzleitung.

Nach Polizeiangaben war ein 32-Jähriger mit seiner Lebensgefährtin und fünf Kindern auf dem See unterwegs. Als der Mann in den Starnberger See sprang, habe er sich nicht mehr über Wasser halten können. Andere Bootsfahrer konnten ihn noch an Bord ziehen. "Die haben mit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung angefangen", teilt Kohlenz mit. "Die Retter sind mit ihm noch weiter nach Percha gefahren – er ist dann leider verstorben."

"Sehr ungewöhnlich": Während der Einsatz noch läuft, ereignet sich ein zweiter Unfall

Während die Rettungsaktion noch lief, ging in Possenhofen bereits der zweite Alarm ein. "Wir haben mitbekommen, dass noch eine weitere Person unter Wasser vermisst wird. Das ist in dieser zeitlichen Abfolge sehr ungewöhnlich."

Die Schnelleinsatzgruppe "Tauchen" rückte an, es wurde das Gelände mit Unterwasserdrohne abgesucht. Auch Wasserortungshunde halfen mit: "Sie sind speziell trainiert und können Personen unter Wasser erschnüffeln."

In diesem Fall sprangen wiederum drei Studenten von einem Motorboot immer wieder ins Wasser. Dann verließen einen 23-Jährigen die Kräfte. Seine Freunde versuchten, ihn noch über Wasser zu halten – doch laut der Polizei habe er sich so stark an seine Kommilitonen geklammert, dass sie ihn nicht mehr bergen konnten. "Daraus ist dann ein stundenlanger Einsatz geworden."

Wetter macht Lebensrettern zu schaffen: Suche nach Student läuft weiter

Bisher fehlt von dem Studenten jede Spur. Die Einsatzkräfte rechnen damit, dass der Mann tot ist. Der Starnberger See ist bis zu 128 Meter tief – und das Wetter schlägt oft um. Schlechte Sicht unter Wasser, Strömungen und Windböen machen es den Einsatzkräften schwer.

Derartige Noteinsätze gehen an den Lebensrettern nicht spurlos vorbei. "Ich kann mit 30 Jahren Berufserfahrung sehr gut damit umgehen", sagt Kohlenz. "Aber zur Routine wird so etwas einfach nie werden."

"Das kann im schlimmsten Fall zum Kollaps führen"

Die Wasserwacht empfiehlt auf AZ-Anfrage, bei hohen Temperaturen "langsam und kontrolliert" ins Wasser zu gehen. "Ein schneller Sprung ins kalte Wasser kann den Kreislauf überlasten und im schlimmsten Fall zu einem Kollaps führen."

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Außerdem sollte man am besten auf Alkohol verzichten, Kinder nicht aus den Augen verlieren, nur mit Schwimmweste auf ein Board steigen und Baden in der Nacht grundsätzlich vermeiden.

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