Lebensmüder nach Gewalttat an Mutter vor Gericht
PASSAU - Ein damals 39-Jähriger soll im vergangenen November seine Mutter erstickt haben, weil er sich selbst das Leben nehmen wollte. Der Sohn überlebte den Suizidversuch schwer verletzt und steht jetzt vor Gericht.
Wegen Mordes an seiner Mutter muss sich seit Dienstag ein unter Depressionen leidender Mann vor dem Landgericht Passau verantworten. Der damals 39-Jährige soll im November 2009 im niederbayerischen Wegscheid seine 83 Jahre alte Mutter erstickt haben, dann verletzte er sich mit einem Küchenmesser und legte sich zu der Toten ins Bett. Der Sohn konnte von den Ärzten durch eine Notoperation gerettet werden.
Die Staatsanwaltschaft bewertet die Tat an der Mutter als heimtückisch und hat den Mann daher wegen Mordes angeklagt. Am ersten Prozesstag wurde nur die Anklageschrift verlesen. Im September wird der Prozess mit der Beweisaufnahme fortgesetzt, ein Urteil wird erst im Oktober erwartet.
Hintergrund des Verbrechens ist, dass der zweite Sohn der 83-Jährigen damals schwer krank war. Mittlerweile er gestorben. Wegen des Zustands seines Bruders soll der 39-Jährige depressiv gewesen sein. Die in der Nachbarschaft lebende Tochter der 83-Jährigen hatte damals das Familiendrama entdeckt. Dadurch überlebte der schwer verletzte Sohn.
Die Strafkammer muss nun klären, ob es sich um einen Fall eines „Mitnahme-Suizids“ handelt. Davon sprechen Juristen, wenn ein lebensmüder Täter aus Mitleid einen nahestehenden Menschen tötet, um das Opfer nicht allein zurückzulassen. Nach den Ermittlungen war der 39-Jährige davon ausgegangen, dass es seine Mutter nicht überleben würde, wenn er sich das Leben nimmt. Dazu werden Gutachter gehört.
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