Lassen Sie Ihr Pillen-Arsenal prüfen – gratis!
Pilot-Projekt von AOK und 65 Nürnberger Apotheken. Nach Schätzungen sterben jährlich bis zu 60.000 Menschen an den Wechsel-Wirkungen ihrer Artzney
NÜRNBERG Die AOK macht ernst im Kampf gegen unerwünschte Medikamenten-Wechselwirkungen: In den nächsten zwei Monaten können die 200.000 Nürnberger AOK-Versicherten kostenlos in 65 Apotheken ihr Pillen-Arsenal checken lassen. Ein Pilot-Projekt, das in ganz Deutschland Schule machen könnte!
Denn die Zahlen sind erschreckend: Schätzungen gehen von bis zu 60.000 Todesfällen aus, die jährlich in Deutschland durch Medikamenten- Wechselwirkungen verursacht werden – das ist ein Vielfaches der Verkehrs-Toten! Besonders in Gefahr sind Menschen über 65. Von ihnen haben zwei Drittel mindestens zwei chronische Krankheiten – und 40 Prozent haben Kontakt zu mehr als neun Wirkstoffen!
91 mögliche Wechselwirkungen bei 14 Medikamenten
Ob die sich aber alle vertragen, die Wirksamkeit der einzelnen Artzney beeinträchtigen oder im schlimmsten Fall die Nebenwirkungen drastisch steigern, weiß niemand genau. Ärzte sind zwar angehalten, bei der Verschreibung nach anderen Präparaten zu fragen. Doch Patienten gehen zu verschiedenen Medizinern – und kaufen in der Apotheke auch frei verfügbare Mittel. Darüberhinaus fehlt es an Aufklärung, dass sich manche Wirkstoffe nicht mit einzelnen Lebensmitteln vertragen. Der Effekt: Jede zehnte Klinik-Einweisung von älteren Menschen wird durch ihre Arznei-Sammlung verursacht.
„Da nehmen viele einen unüberschaubaren Cocktail von Wechselwirkungen ein“, sagt AOK-Beratungsapothekerin Sonja Wunder. Bei 14 verschiedenen Artzney – was nicht selten vorkommt – sind so bereits 91 Wechselwirkungen möglich. Expertin Wunder: „Ohne Computer kommen Sie da nicht mehr weiter!“ Eines der vielen Beispiele: Der Hausarzt verschreibt ein Bluthochdruck-Mittel, der Orthopäde später eine Rheuma-Arznei, z.B. Ibuprofen. Dieses Artzney schwächt aber die Wirkung des Blutdruck-Mittels!
Die Apotheker haben die Fachkompetenz, um die Gefahren im Pillen-Arsenal zu erkennen. „Wir nehmen uns die zehn Minuten Zeit dafür“, verspricht Christian Führling, der mit seinen drei Apotheken an der Aktion teilnimmt.
Welche Apotheke in Ihrer Nähe beim Projekt dabei ist, erfahren Sie unter der AOK-Hotline Tel.0911/218-716 oder unter www.aok-mittelfranken.de
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