„Lass mich doch meinen Vater umbringen!“

Angeklagter (36) wollte den Rentner mit einem Kissen ersticken - vor Gericht schuldunfähig
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Die Familie hält zu ihm: Der Angeklagte (mit Anwalt Karsten Schieseck) wurde im Gerichtssaal von der Schwester begrüßt.
Berny Meyer Die Familie hält zu ihm: Der Angeklagte (mit Anwalt Karsten Schieseck) wurde im Gerichtssaal von der Schwester begrüßt.

Angeklagter (36) wollte den Rentner mit einem Kissen ersticken - vor Gericht schuldunfähig

NÜRNBERG Er wollte seinen Vater (61) mit einem Kissen ersticken, „um ihn von Problemen zu erlösen“. Wegen versuchten Mordes stand Ali Ö.* (36) gestern vor dem Nürnberger Landgericht.

Stimmen befahlen ihm, den Vater zu töten, wie der Angeklagte angab. Als der Senior Mittagsschlaf hielt, schlich sein Sohn zu ihm, sperrte die Türe zu und drückte ihm das Kissen aufs Gesicht. Der Vater wehrte sich, biss ihm in die Finger und schrie um Hilfe.

Der älteste Sohn schlug die Türe ein

Sein ältester Sohn schlug die Türe ein und überwältigte Ali, der gerade über dem Vater kniete und mit einem Küchenmesser wie zum Schlachten ausholte. „Komm nicht näher, lass mich meinen Vater umbringen, es ist für ihn besser“, rief der Angeklagte, der den Vater mit etlichen Stichen in Hals und Rücken verletzte.

„Mein großer Sohn hat mich gerettet“, schluchzte der Vater gestern. Er hat seinem Jüngsten inzwischen verziehen: „Er hat keine Schuld, er ist doch krank.“ Ali Ö. galt als das ehrgeizigste seiner sechs Kinder, wollte Arzt werden. Doch vor dem Abitur hatte er zum ersten Mal schizophrene Anfälle, musste in einer Fachklinik behandelt werden.

Er hatte immer die Karrieren seiner Geschwister vor Augen

Danach machte er sich als Transportfahrer selbstständig. Und hatte immer die Karrieren seiner Brüder und Schwestern vor Augen, die Speditionen und Reisebüros leiten oder Abteilungsleiter in großen Firmen sind. Sie sind Musterbeispiele erfolgreicher Integration, nachdem ihr Vater als Gastarbeiter der ersten Generation hier in Franken Jahrzehnte schuftete.

2009 stellte der Vater Ali einem Professor in der Türkei vor. Der reduzierte die Einnahme des psychosedämpfenden Mittels Lepinex auf ein Drittel. Dass man im Urlaub auch über Alis Heiratspläne stritt, bestätigte der Vater: „Er sollte doch erst gesund werden.“

Zurück in Nürnberg wurde Ali Ö. unruhig

Kaum zurück in Nürnberg, war Ali Ö. sehr unruhig, wollte sich am Montag in eine Fachklinik begeben. Am Samstag davor geschah die Tat im Haus eines Bruders. Da Ali Ö. durch die Erkrankung schuldunfähig ist, wurde er vom Gericht in die Psychiatrie eingewiesen. *Name geändert

cis

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