Zu Fuß um den Landkreis Landshut: Mit Herz und Lunge

Landshut - Wenn Werner Achter (54) läuft, steckt er jedes Duracell-Häschen in die Tasche. Und bei Werner Achter läuft's. Vergangenes Jahr lief der Landshuter bereits von der Isarquelle im Karwendel bis zur Mündung bei Plattling - dieses Jahr umrundet er den Landkreis Landshut. Das erneute Ziel: Spenden sammeln für die "Stille Hilfe", ein gemeinnütziger Verein, der unschuldig in Not geratene Familien in Stadt und Landkreis Landshut unterstützt.
Laufen, das ist für Werner Achter Befreiung. 2004 noch Kettenraucher, hatte es nach den ersten geschafften Kilometern "Klick" in Achters Kopf gemacht. Die Zigaretten braucht er seitdem nicht mehr, dafür Schuhe, die Straße und das Gefühl, überall hinlaufen zu können. Bereits zwei Jahre nach seiner letzten Zigarette lief er seinen ersten Marathon. Es folgten Ultramarathons, Läufe auf die Zugspitze.
Heute arbeitet Achter als Personaltrainer und er engagiert sich für wohltätige Zwecke. Unterstützt wird er bei seinem Spendenlauf für die "Stille Hilfe" von Sponsoren, die ihm Ausrüstung zur Verfügung stellen, und von seiner Frau Sabine Achter, die ihn an Checkpoints mit Nudelsuppe und Getränken versorgt, um den "Tank" ihres Mannes wieder aufzuladen. "Der schnelle Zucker bringt mich dann über den Berg", sagt Achter.
"Ohne meine Frau würde es nicht gehen"
Auch am Dienstagabend empfängt Sabine Achter ihren Mann gemeinsam mit Petra Dreier von der "Stillen Hilfe" im Ziel der bereits vierten von sechs Etappen des 200-Kilometer-Laufs durch den Landkreis in Niederaichbach. "Ohne meine Frau würde es nicht gehen", sagt der stille Dauerläufer, der sich seit Tagen gegen Wind und Wetter und mit Blasen an den Füßen durch hügeliges Gelände kämpft. Bereits die erste Etappe von Hohenthann, die ihn in die Bruckbergerau führte, war über 50 Kilometer lang. Mit dabei hat Achter stets einen Kinderbuggy, in dem er ein Zelt und weitere Ausrüstungsgegenstände dabei hat, die er auf seiner Tour durch den Landkreis Landshut braucht.
Von Bruckberg lief Achter nach Neufraunhofen, dann nach Rothenwörth und am Dienstag kam er in Niederaichbach an. Übernachtet hatte Achter bis dahin im Zelt, in einer Gartenhütte und im Büro eines Wirts, der Achter unterstützt. Am Mittwochmorgen ging die Reise von Niederaichbach bereits weiter Richtung Mallersdorf.
Warum er sich das antut? "Weil ich ein bisschen ein Helfersyndrom habe", sagt Achter. 2009 hatte der Landshuter einen schweren Mountainbike-Unfall: Genickbruch. "Ich hatte sehr viel Unterstützung damals, ich will davon etwas zurückgeben", sagt er heute. "Da ich finanziell nicht so stark aufgestellt bin, um groß spenden zu können, habe ich mir überlegt: Was kann ich tun? Und laufen kann ich", sagt Achter.
Ursprünglich hatte Achter geplant, jeden Tag 40 Kilometer an der Landkreisgrenze entlang zu laufen. Doch diese Idee hatte er bei der Streckenplanung gleich wieder verworfen. "Die Landkreisgrenze genau abzulaufen ist schwierig", sagt Achter.
Angekommen ist er dank seines GPS-Geräts immer
Mal sind die Wege mit dem Buggy nicht befahrbar, mal ist ein See im Weg, was große Umwege für den Läufer bedeutet. Angekommen ist er dank seines GPS-Geräts dennoch immer. Achter: "Was ich aber beim Laufen festgestellt habe, ist, dass unser Landkreis ganz toll ist. Sehr hügelig zwar, was beim Laufen sehr anstrengend ist; es gibt aber immer wieder Ecken, da muss ich einfach kurz stehen bleiben und die Landschaft betrachten."
Auf die "Stille Hilfe" kam Achter über seinen Lauf-Freund Armin Wölfl, mit dem er bereits den Isarlauf für den guten Zweck bestritten hatte. Wie Petra Dreier sagt, gebe es bei der "Stillen Hilfe" zwölf Ausschussmitglieder, wobei immer sieben für einen Beschluss anwesend sein müssen. Vorschläge bekomme der Verein von Freuden, Bekannten und Nachbarn, aber auch von sozialen Einrichtungen. Dann werde das Schicksal der betroffenen Familie sorgfältig vor einem Beschluss geprüft.
Dreier: "Wir unterstützen mit allem, was dann Sinn macht. Mit Lebensmitteln, Kleidung, Apothekenmaterial oder mit behindertengerechten Fahrzeugen. Ich war begeistert und sehr stolz, als Werner Achter dieses Jahr auf mich zugekommen ist und mir erzählt hat, dass er eine so tolle Aktion für uns startet und er Spenden sammelt, um unschuldig in Not geratene Menschen aus der Region zu unterstützen."
Der Landkreislauf von Werner Achter ist übrigens auf Instagram und Facebook (Werner Achter Personal Trainer) mitzuverfolgen.
Spenden an die "Stille Hilfe" mit dem Verwendungszweck "Landkreislauf" über die Bankverbindung Sparkasse Landshut; IBAN: DE82 7435 0000 0020 539851; BIC: BYLADEM1LAH