Ungewöhnliche Kunstinstallation: Glascontainer aus München sorgt für Verwunderung

Warum ein Glascontainer aus München in Landshut für Verwunderung sorgt. Und was das Ganze mit einer Münchner Künstlerin zu tun hat.
von  Carmen Merckenschlager
Unscheinbar und wie alle anderen steht der "Kunst-Container" (hinten, Mitte) am Entsorgungsstandort Freyung/Ecke Königsfeldergasse.
Unscheinbar und wie alle anderen steht der "Kunst-Container" (hinten, Mitte) am Entsorgungsstandort Freyung/Ecke Königsfeldergasse. © Merckenschlager

Landshut - Altglas wegbringen ist eine lästige Angelegenheit: Es klirrt laut, müffelt meist und danach kleben die Finger. Das hat mit feinsinniger Kunst so viel zu tun, wie eine Waschbetonplatte mit Carrara-Marmor. Und doch lässt sich in Landshut in der Freyung derzeit Kunst in genau dieser Umgebung betrachten - beziehungsweise ist dort ausgeschrieben.

Auf einem Braunglascontainer in der Freyung, Ecke Königsfeldergasse, klebt ein Zettel mit folgenden Worten: "Dieser Container ist Teil der Kunst-Installation ‚Neue Werte'....". Da gerät der Betrachter durchaus ins Staunen, denn der Container sieht aus wie alle anderen, ist befüllbar und riecht dementsprechend.

 

Kunstinstallation sorgte schon in München für gemischte Gefühle

Der Container ist auch nicht von den anderen getrennt, wie also kann er Teil einer Kunstinstallation sein? Des Rätsels Lösung findet sich nach kurzer Recherche im Internet.

Bereits im Jahr 2015 installierte die Münchner Künstlerin Lena Bröcker die Aktion "Neue Werte" auf dem Karolinenplatz in München. Dafür wurden 40 Müllcontainer auf der Rasenfläche rund um einen Obelisken sternförmig aufgestellt. Knapp einen Monat blieben sie dort stehen - von Mitte Oktober bis Mitte November 2015. Schon damals sorgte die Installation für gemischte Gefühle, wie so manche Münchner Zeitung damals berichtete.

Glascontainer als Kunst? Dieser Zettel klebt an einem Braunglascontainer in der Freyung.
Glascontainer als Kunst? Dieser Zettel klebt an einem Braunglascontainer in der Freyung. © Merckenschlager

Container erst in München, jetzt in Landshut

Das Ziel der Künstlerin: Den Umgang mit Müll ins Bewusstsein der Menschen rücken. Deshalb sollten die Container auf dem Karolinenplatz in München sehr wohl als das weiter genutzt werden, was sie sind: große Mülleimer für Altglas, Metall und Plastik. Und das nicht etwa an versteckten (Un-)Orten, aufgestellt in Hinterhöfen oder auf Parkplätzen. Mit dem Projekt sollte gezeigt werden, wie wichtig und omnipräsent Müll in unserer Gesellschaft ist und wie wichtig die Entsorgung für jeden ist.

Im Herbst 2015 stehen die Container auf dem Karolinenplatz in München.
Im Herbst 2015 stehen die Container auf dem Karolinenplatz in München. © Braunmüller

Ganze sechs Jahre später steht nun einer der Container in Landshut. Seit wann er schon in der niederbayerischen Hauptstadt zu Hause ist, lässt sich nur schwer rekonstruieren. Die Nachfrage bei der Stadt Landshut ergibt, dass die Firma Remondis Entsorgung für das Aufstellen der Container verantwortlich ist.

Wie ein Münchner Container plötzlich nach Landshut kommt, erklärt Remondis Pressesprecher Michael Schneider: "Wenn irgendwo ein neuer Container gebraucht wird, geht das an unsere Disposition, von dort aus wird ein neuer vermittelt, der in der Nähe ist und gerade nicht in Verwendung ist. Das passiert täglich hundertfach in Deutschland."

Container soll mit Müll gefüttert werden

Wo genau der Kunstcontainer zuvor stand, kann Schneider nicht beantworten. "Wir haben über 900 Standorte in ganz Deutschland, das lässt sich also nicht mehr nachvollziehen."

Wahrscheinlich ist aber, dass der Container nach seinen Auftritt als Kunstinstallation am Karolinenplatz im Großraum München Platz fand und nun seinen Weg nach Landshut gefunden hat, weil ein neuer Container gebraucht wurde.

So steht der Braunglascontainer nun in der Freyung und wartet darauf, mit Müll gefüttert - und vielleicht auch als ungewöhnliche Kunst gesehen zu werden. Denn die liegt bekanntlich noch immer im Auge des Betrachters.

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