Seniorenbeirat fordert kostenloses Busticket für Rentner

Rund 14 000 Landshuter sind 65 Jahre alt oder älter – das sind eine ganze Menge Wähler. Umso erstaunlicher ist es, dass die Belange alter Menschen in der Landshuter Kommunalpolitik nicht den allerhöchsten Stellenwert haben. Das findet zumindest Franz Wölfl (69). Auf Landesebene sei das noch ärger: "Dort wird politisch viel zu sehr reagiert, statt agiert und in die Zukunft geschaut", sagt der Vorsitzende des Seniorenbeirats, der auch Vorsitzender der bayerischen Landesseniorenvertretung ist. In beiden Funktionen kämpft er um Verbesserungen für Senioren – und macht einen weitreichenden Vorschlag: Senioren ab 70 Jahren, die ihren Führerschein freiwillig abgeben, sollen dafür dauerhaft gratis Bus fahren dürfen.
Zeitraum für kostenlose Buskarte soll verlängert werden
Bisher war das ein zweijähriger Modellversuch, der Ende April endet. Der Seniorenbeirat hat beantragt, das Projekt nicht nur zu einer Dauereinrichtung zu machen, sondern auch den Zeitraum, für den die kostenlose Buskarte gültig ist, zu verlängern. Bisher war das Wölfl zufolge ein halbes Jahr. "Ein Jahr sollte es mindestens sein." In anderen Kommunen sei der Zeitraum wesentlich länger und das Ganze damit attraktiver. Rund 130 Senioren hätten das Angebot in den vergangenen zwei Jahren genutzt, so Wölfl.
Ein weiteres großes Anliegen des Seniorenbeirats, der am Dienstag neu gewählt wird: Eine Beratungsstelle für Wohnraumanpassung. "Die Leute wollen möglichst lange daheim wohnen, dazu müssen aber beispielsweise die Bäder angepasst werden", so Wölfl. Für bestimmte Ein- und Umbauten gebe es zudem Zuschüsse. Auch darüber könnte ein entsprechender Berater informieren.
Ein Feld, auf dem die Lokalpolitik noch agieren statt reagieren könnte, ist aus Wölfls Sicht die Altersarmut. Das sei noch kein sehr großes Thema in Landshut. Zahlen aus dem Jahr 2012 (aktuellere liegen derzeit immer noch nicht vor) sprechen laut Wölfl von rund 460 Menschen, die von der Grundsicherung im Alter leben. "Das könnte aber ein Problem werden, wenn ich mir den Niedriglohnsektor anschaue, oder etwa Frauen, die aufgrund von Kindern ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen." Das sei zwar auch ein Thema für Land und Bund, aber: "Die Stadt darf das nicht aus den Augen verlieren."
Überaus hart geht Franz Wölfl, der beruflich lange im bayerischen Sozialministerium tätig war, zuletzt als Ministerialdirigent, mit der Landespolitik ins Gericht. Wenn es dort um seniorenpolitische Belange gehe, "werden zwar viele Sonntagsreden gehalten, aber wenn es konkret wird, dann wird es schwierig".
Seniorenvertretung ist derzeit ein Verein ohne gesetzliche Grundlage
Aktuell erlebt Wölfl das, wenn es darum geht, der Landesseniorenvertretung eine gesetzliche Grundlage zu verschaffen. Derzeit sei man noch ein Verein. Es müsse aber geregelt werden, welche genaue Funktion die Vertretung hat und wie sie beispielsweise bei Gesetzesentwürfen, die Senioren betreffen, eingebunden werden muss.
Bei all dem verliert Wölfl aber nach eigenen Worten nicht die Freude an der seniorenpolitischen Arbeit: "Ich bin schwer engagiert und es macht Spaß." Deshalb will er am Dienstag, wie einige andere, wieder für den Seniorenbeirat kandidieren.
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