Parkour-Läufer: Schwerkraft? Reine Kopfsache

Hindernisse kennen sie nicht: Parkour-Läufer wie Alexander Siemens überwinden scheinbar die Erdanziehung – mit graziler Leichtigkeit.
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Alexander Siemens will hoch hinaus.
ho Alexander Siemens will hoch hinaus.

Landshut - Wenn Alexander Siemens durch die Stadt geht, wird jedes Hindernis zur Herausforderung. Er läuft an einem Baumstamm in die Höhe, stößt sich ab und landet nach einem rückwärtigen Salto in der Luft wieder auf dem Boden. Der 17-Jährige ist Parkour-Trainer beim ETSV09 und diese Art der Fortbewegung ist für ihn wie für andere Leute das Laufen. Alles, was im Weg steht, wird durch akrobatische Ausweichmanöver überwunden.

Parkour, das ist ein athletisches Training und keineswegs eine Form der Sachbeschädigung, wie manche denken, wenn sie junge Leute beobachten, wie sie von hohen Mauern springen, Salti schlagen, um über einen Zaun zu kommen oder sich durch Häuserlücken schwingen. "Wir springen nicht über Autos und machen nichts kaputt", sagt Alex. Das wäre auch gar nicht seine Art.

Ein Video brachte Alexander zum Parkour

Zwar war er schon als Kind jemand, der nicht stillsitzen konnte, aber für diese Bewegungsfreudigkeit fand sich immer ein Ventil: "Ich habe alle möglichen Sportarten ausprobiert: Eishockey, als ich noch ganz klein war, Fußball, Karate." Zusammen mit einem Kumpel machte er auch Breakdance.

Alexander Siemens will hoch hinaus.
Alexander Siemens will hoch hinaus. © ho

Zufällig schaute er sich mit diesem Freund einmal ein Video an von Raymond Belle, der Parkour erfunden hat, "da war das noch gar nicht so verbreitet." Beim ETSV09 fand sich mit einem Studenten namens Tim ein Trainer, der Alex und seinem Freund die Technik beibrachte. Und Alex entdeckte die Welt ganz neu: "Man bekommt einen anderen Blick auf seine Umgebung." Schließlich gibt es immer etwas, das übersprungen werden kann.

Die Überwindung der Schwerkraft sei eine reine Kopfsache, findet der drahtige junge Mann, der sich mit Meditation mental für seinen Sport stärkt. "Da bin ich wahrscheinlich der Einzige bei uns", meint er. Bei uns, das ist die Gruppe mit dem Namen "Urban Sport", die Parkourtrainig beim ETSV09 für Kinder und Jugendliche anbietet. "Bei den Kleinen haben wir so 15 bis 20, bei den Älteren etwa 25, die mitmachen, es sind auch viele Mädchen dabei", sagt Alex, der mittlerweile Teamleiter ist und auch eine gewisses Marketing entwickelt hat.

So produziert er Videos über Parkour-Aktionen, und es gibt sogar eine eigene Kappen- und T-Shirt-Kollektion mit dem Logo von "Urban Sport". Auch öffentliche Auftritte hat das Team schon absolviert.

Ernsthaft verletzt hat sich Alexander noch nie

Um sich über das Parkour-Training hinaus fit zu halten, praktiziert der 17-Jährige "Calisthenics", ein Krafttraining, das nur das eigene Körpergewicht nutzt. Als er mit dem Parkour-Laufen begonnen habe, sei er noch recht pummelig gewesen, erzählt er.

Neben dem regelmäßigen Training habe er auch seine Ernährung umgestellt, "kein Fastfood und nach 18 Uhr nur noch Eiweiß". Er raucht nicht und trinkt nur selten Alkohol, denn für ihn ist sein Sport das Wichtigste. Ernsthaft verletzt hat er sich dabei noch nie, und Angst habe er vor den waghalsigen Schwüngen und Sprüngen auch nicht: "Aber Respekt vor der Natur."

Hindernisse, wie etwa einen Stein, der im Weg liegt, versucht er zunächst mental auszuloten, "wie fühlt sich das an, wie klingt es ?" Ein sinnliches Begreifen des Hindernisses ist für Alex eine wichtige Voraussetzung. In Landshut gibt es nicht so viele Plätze für das öffentliche Training der Parkour-Athleten. Beliebt ist die Umgebung des CCL mit der Unterführung an der Isar: "Da kann man von einer Mauer zur anderen springen".

Das Ziel von Alex Siemens ist, einmal vom Parkour leben zu können, "als Stuntman, mit Live-Shows oder so." Mit selbstgedrehten Videos macht er im Internet auf sich aufmerksam. Aber zunächst möchte er eine Lehre machen, "in Richtung Sport- und Fitnesskaufmann".

Und dann gibt es noch ein weiteres Projekt: Der Verein DOM hat neben seinem Nachbarschaftstreff bereits eine Fläche angeboten, auf der ein Parkour-Park errichtet werden könnte. Auch Kontakte zu einer Baufirma und Unterstützungsangebote von Sponsoren und der Mobilen Jugendarbeit der Stadt gibt es bereits. Alex ist zuversichtlich: "Da ist was am Laufen".

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