Maria Eylert kümmert sich um ihre Feuerwehr-Kameraden

Landshut - Die Freiwillige Feuerwehr Tiefenbach hat eine eigene Ärztin. Dr. Maria Eylert ist 34 Jahre alt und ist seit dem Frühjahr ausgebildete Feuerwehrärztin. Obwohl die gebürtige Münchnerin beruflich in der Landeshauptstadt als Notärztin unterwegs ist, tauscht sie in Tiefenbach während ihrer Freizeit das weiße Einsatzfahrzeug gegen ein rotes. Die AZ traf sich zu einem Gespräch mit der engagierten Medizinerin.
AZ: Frau Eylert, wie findet eigentlich eine Münchnerin den Weg zur Tiefenbacher Feuerwehr?
Maria Eylert: Die Liebe hat mich letzten Endes nach Tiefenbach geführt. Als Notärztin bin ich mit Rettungskräften und Feuerwehren in München gut vernetzt, und so kam es, dass ich mich in einen Berufsfeuerwehrler verliebt habe, der in München arbeitet, in Tiefenbach lebt und auch dort aktiv bei der Feuerwehr ist. Mittlerweile lebe ich auch hier und habe über die Feuerwehr gute Freunde gefunden. Dann hat es nicht lange gedauert, bis ich selbst aktives Mitglied wurde.
Wollten Sie schon immer Ärztin werden? Oder gefällt es Ihnen bei der Feuerwehr jetzt sogar noch besser?
Ich habe in meiner Familie keine Mediziner, war also mit meinem Wunsch, Medizin zu studieren, in keinster Weise vorbelastet. Während meiner Schulzeit am Münchner Gymnasium in Pullach entdeckte ich mein Interesse an den Naturwissenschaften und besonders die Medizin hat in mir eine Faszination ausgelöst. Ich wurde Fachärztin für Viszeralchirurgie, also Bauchchirurgie, und bin seit 2013 Notärztin. Was ich aber jetzt bei der Feuerwehr mache, lässt sich gar nicht miteinander vergleichen. Ich ersetze als Feuerwehrärztin ja nicht den Notarzt bei Einsätzen, auch wenn es sein kann, dass ich wegen meiner medizinischen Qualifikation bei Bedarf diesen vor Ort während eines Einsatzes unterstütze.
Was ist dann Ihre Aufgabe als Feuerwehrärztin?
Ich kümmere mich in erster Linie um meine Kameraden. Ich bringe Belastungen, Gefahrenmomente und das Einsatzgeschehen der Feuerwehr in Verbindung mit meinem medizinischen Fachwissen. Aufgrund meiner Erfahrung als Ärztin habe ich den Blick dafür, wann jemand während eines Einsatzes sich selbst gefährden würde, oder die Belastung zu groß wird und derjenige dann einfach mal einen Hinweis braucht, eine kurze Pause einzulegen oder einen Schluck zu trinken, bevor es weitergehen kann. Darüber hinaus berate ich die Einsatzleitung in allen medizinischen Belangen. Ich kümmere mich aber auch um Aus- und Fortbildungen, berate bei der Beschaffung von Sanitätsausstattung und medizinischer Ausrüstung und mache die Erste-Hilfe-Ausbildung.
Wie gehen Sie mit schrecklichen Einsätzen um?
Ein wichtiger Punkt ist die Nachbereitung von Einsätzen, zum Beispiel bei hoher psychischer Belastung. Wir setzen uns alle nach einem Einsatz in den Besprechungsraum und reden über die Situation. Es gibt auch das Team der psychosozialen Notfallversorgung, das sind die Profis und bei denen kann sich jeder Feuerwehrler immer melden, wenn er Unterstützung in schwierigen Situationen braucht.
Was löst es in Ihnen aus, wenn der Piepser geht und Sie zu einem Einsatz gerufen werden?
Wenn ich heute als Notärztin alarmiert werde, dann fahre ich immer zum Einsatzort, ohne genau zu wissen, was mich dort tatsächlich erwartet. Ich bin dann gezwungen, innerhalb kürzester Zeit lebenswichtige Entscheidungen zu treffen. So etwas geht man natürlich immer mit dem nötigen Respekt an. Wenn im Gegensatz dazu der Feuerwehrpiepser und die Alarmsirene in Tiefenbach losgehen, ist das natürlich nicht ganz dasselbe. Aber ich bin auf eine andere Art fast noch nervöser, weil ich ja nicht nur als Feuerwehrärztin, sondern auch als aktive Feuerwehrlerin unterwegs bin und als solche einfach weniger Erfahrung mitbringe. Ich bin dann in den Einsätzen nicht mehr diejenige, die Entscheidungen treffen muss, sondern gehöre zum Einsatzteam mit meinen Kameraden und packe auch genauso mit an. Als Feuerwehrärztin bin ich da natürlich keine Ausnahme und habe auch die gleichen Feuerwehrgrundlehrgänge durchlaufen.
Wird eine Frau bei der Feuerwehr tatsächlich so eingesetzt wie ein männlicher Kollege?
Selbstverständlich. Und das ist auch gar kein Problem. Man wird im Kameradenkreis sanft an seine Aufgabe herangeführt, bis man sicher genug ist. Ich dachte immer bevor es richtig losging: Maria, das schaffst du als Frau nie, aber das war gar kein Problem. Davon abgesehen bin ich auch nicht die einzige Frau. Die Frauenquote bei uns in Tiefenbach ist mit vier aktiven Frauen und sieben Mädels in der Jugendfeuerwehr relativ hoch. Das beweist, dass alles problemlos händelbar ist.
In fast jedem Dorf gibt es Feuerwehr und Arztpraxen. Und trotzdem haben die wenigsten Feuerwehren einen Feuerwehrarzt in ihren Reihen. Heißt das, es besteht keine Notwendigkeit?
Nein, das heißt es nicht. Aber es stimmt, leider gibt es zu wenige. Die immer komplexer werdenden Einsätze der Feuerwehren machen eine medizinische Fachberatung im Bereich der Feuerwehrführung notwendig. Deswegen sollte nach Möglichkeit auch jede Feuerwehr einen Feuerwehrarzt haben. Im Landkreis gibt es neben mir und der Kreisfeuerwehrärztin Frau Dr. Pichlmaier-Schiller gerade mal eine Hand voll Feuerwehrärzte. Dass das so ist, mag daran liegen, dass eine zusätzliche Feuerwehrausbildung zu zeitintensiv für Ärzte, vor allem für Hausärzte, ist. Der klassische Weg von Feuerwehrärzten führt, wie in den meisten Fällen, zurück auf die Wurzeln, also zu Zeiten bei der Jugendfeuerwehr, lange bevor man also ein Studium begonnen hat. Darum ist die Förderung des Nachwuchses auch so wichtig.