Mangelware: Zu wenige Radlständer in Landshut

Landshut - Freitagvormittag ist Wochenmarkt. Schön mit dem Radl in die Stadt fahren - ist sportlich und umweltfreundlich. Ganz entspannt also, möchte man meinen. Aber so manchen vergeht die Lust auf frische Kräuter und saftiges Obst schon vor dem Einkauf. Warum? Ja wegen dem Radl. Die Frage ist nämlich wohin damit. Alle Radlständer sind voll. Dieses Problem zieht sich durch die Altstadt, auch am Ländtor ist beispielsweise Samstagvormittag kaum an einen Parkplatz fürs Radl zu denken.
Viele Landshuter ärgern sich über die "Parksituation". Auch die Ständer vor dem Drogeriemarkt Müller sind überbelegt, es wird in zweiter Reihe geparkt. Kreuz und quer in der Fußgängerzone.
Hat man keinen eigenen Fahrradständer am Radl, wird es sogar noch schwieriger. Man muss das Gefährt also irgendwo anlehnen. Die Überbelegung ärgert einige Landshuter.
"Insgesamt gibt es zu wenig Fahrradständer", sagt Roswitha Keil
Parken in der Seitengasse
Hierfür hat aber der Verkehrsplaner Magnus Stadler eine Lösung parat: "Wer schon so vorbildlich mit dem Fahrrad in die Stadt fährt, hat sicher nichts dagegen einfach noch fünfzig Meter zusätzlich zu laufen. Einfach in einer Seitengasse parken und zwei Minuten mehr einplanen. So lässt sich der Ärger leicht vermeiden."
Etwas anders sieht das Roswitha Keil vom adfc Landshut (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club): "Insgesamt gibt es einfach zu wenig Fahrradabstellanlagen. Wir setzen uns am Runden Tisch weiter dafür ein, dass es mehr Möglichkeiten gibt, das Fahrrad zu parken."
Das passiert auf Anfragen und Beschwerden von Bürgern. Gerade vor dem Salzstadel herrscht akuter Mangel. Nach der Baustelle soll dort gehandelt werden. Auch in der Innenstadt sieht Keil noch weitere Möglichkeiten, Fahrradständer aufzustellen. "Wenn die Räder erst einmal in den Fahrradabstellanlagen stehen, sieht man die Ständer nicht mehr. Für das historische Stadtbild wäre das also kein Einschnitt", sagt Keil.
Stadtbild sollte besser zur Geltung kommen
Auch der stellvertretende Oberbürgermeister Dr. Thomas Keyßner (Grüne) ist der Meinung, es gäbe nicht genug Radlständer in der Innenstadt. "Durch die wunderbare Entwicklung, dass immer mehr Landshuter mit dem Fahrrad fahren und in die Stadt kommen, wird das Problem immer deutlicher. Wir haben zu wenig Fahrradständer."
Zwar findet Keyßner die neueren Ständer wunderbar, die 2014 aufgestellet wurden, davon gebe es aber zu wenig. Das zeige sich immer mehr, wenn man durch die Stadt laufe. Beim Möblierungskonzept "zwickt's einfach", wie Keyßner es formuliert. Auch er regt an, dass mehr Fahrradständer in die Altstadt kommen.
Doch wieso fehlen so viele Radlständer direkt an neuralgischen Punkten? Und was ist das Möblierungskonzept? Im Jahr 2011 begann die Stadt gemeinsam mit Architektenbüros die Altstadt zu "entschlacken". Es sollte ausgemistet werden, damit das Bild des Stadtplatzes besser zur Geltung kommt. Heißt: Weil die Außenbestuhlung der Cafés bereits so viel Platz einnimmt, sollten nicht noch Fahrradständer die historische Innenstadt verschandeln.
Ständer in Gassen
Das sorgte für Aufruhr. Wo sollten nun die Radl abgestellt werden? Dafür wurde eine Lösung gefunden: Die Ständer zogen einfach in die Gassen um. Zuerst sorgte das bei Anwohnern und Radlern für Unmut, sollte sich aber als kluger Schachzug erweisen.
Elisabeth Oberpriller von der Sanierungsstelle der Stadt erklärt das Konzept von damals folgendermaßen: "Damals beschwerten sich die Gassenbewohner zwischen Alt-und Neustadt darüber, dass sie zuwenig frequentiert werden. Durch das Aufstellen der Fahrradständer kamen einfach mehr Leute in die Straßen. Die Geschäftsleute, die früher dagegen waren, wollen sich heute nicht mehr von den Ständern trennen."
Außerdem wurden seit 2014 über 700 neue Radlständer aufgestellt beziehungsweise ausgetauscht. So geschehen zum Beispiel vor dem McDonald's in der Altstadt oder an der Martinskirche.
Diebstahlzahlen rückläufig
Wer allerdings lieber in zweiter Reihe parkt und sein Fahrrad nirgends anschließen kann, sollte es dennoch gut sichern. "Fakt ist, umso leichter es ein Dieb hat, desto eher wird er zuschlagen", erklärt Stefan Scheibenzuber von der Polizeiinspektion Landshut. Allerdings sind die Zahlen rückläufig (2018 wurden zirka zehn Prozent weniger Fahrräder in der Stadt gestohlen, als im Vorjahr). Und die Warscheinlichkeit, dass ein Fahrrad in der belebten Altstadt geklaut wird, ist eher gering.
Also das Fahrrad am besten in einen Radlständer stellen, auch wenn dieser vielleicht ein paar Meter von dem gewünschten Ziel entfernt ist. Allerdings dürfen alle, die in der Altstadt unterwegs sind, ein wenig hoffen: Voraussichtlich wird im September eine weitere Reihe Fahrradständer vorm Müller aufgestellt.