Letzte Hexenverbrennung in Landshut: Das tragische Ende der Veronika Zerritsch

Landshut - Wer an Hexenverbrennungen denkt, hat schnell die finsteren Zeiten des Mittelalters vor Augen. Doch weit gefehlt: Eine der letzten Hexen im damaligen Bayern wurde 1756 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Gnädigerweise köpfte man sie vorher noch - da sie erst 15 Jahre alt war und man ihr ein Verbrennen bei lebendigem Leibe ersparen wollte. Die Hinrichtungsstätte lag vermutlich in der Nähe des Bahnhofs, beim jetzigen Güterbahnhof - dort stand zumindest der Galgen, sagt Mario Tamme vom Stadtarchiv.
Das Schicksal von Veronika Zerritsch ist nicht durch Gerichtsakten überliefert - sie wurden nicht aufbewahrt, so Monika Franz, stellvertretende Leiterin des Landshuter Staatsarchivs. Dort lagert jedoch eine Sammlung des "Landshuter Wochenblatts" aus dem Jahr 1818, in dem das Schicksal von Veronika Zerritsch in einer Art Fortsetzungsgeschichte erzählt wird.
Die Akten des Prozesses sind nicht mehr zu finden
Wieso die Akten nicht mehr vorhanden sind, darüber kann Gerhard Tausche vom Stadtarchiv nur spekulieren: Entweder wurden sie vom Journalisten des Landshuter Wochenblatts, der sie als Grundlage für seinen Artikel nahm, damals nicht mehr zurückgegeben; oder man schämte sich ein paar Jahrzehnte später für die Hinrichtung der erst 15-Jährigen und ließ die einschlägigen Akten verschwinden.
Denn bereits kurze Zeit nach der Hexenverurteilung hörte es sich auf mit dem Aberglauben rund um Zauberei und Co., zumindest gerichtlich. Maximilian Joseph Graf von Montgelas führte bis zum Jahr 1817 das rückständige Bayern in einen modernen Staat.
Noch 1756 war daran nicht zu denken: Damals regierte man noch nach dem "Codex Juris Bavarici Criminalis".
Über 40 Hinrichtungen sollen es in Landshut gewesen sein

Der ist im Staatsarchiv an der Schlachthofstraße erhalten; im siebten Kapitel kann man alles über "Von der Gotteslästerung, Abtrünnigkeit, Ketzerei, Zauberei, Hexerei und Aberglauben" lesen. Es sind genau dreieinhalb Seiten, die über das Schicksal von Veronika Zerritsch und noch vielen weiteren jungen Mädchen und Frauen entschieden.
Über 40 sollen es insgesamt in Landshut gewesen sein, in den Jahren 1300 bis 1800 gab es laut den Quellen in Südostbayern 900 Hinrichtungen nach einem Hexenschuldspruch. Maria Veronika Ephrosina Zerritsch wurde verurteilt, weil sie - so liest man beim Wochenblatt von damals - einen Bund mit dem Teufel eingegangen sein soll; des Weiteren ist von Zauberei, Wettermachen und Erdrosselung eines Kindes die Rede. Auch soll sie Hostien geschändet haben.
Veronika Zerritsch wurde früh zum Waisenkind

Die Tochter eines Bortenmachers - ihm gehörte das Haus Altstadt 364 - hatte kein einfaches Leben; als Waisenkind wurde sie ins Heilig-Geist-Spital abgeschoben und begann dort, etwas von "bösen Geistern" zu erzählen, die sie belagerten. Versuche der Franziskaner, sie zu "heilen", scheiterten, wonach sich Veronika zu einer anderen Frau flüchtete. Doch auch dort soll sie weiterhin vom "Teufel" gesprochen und auch heilige, vorher eingegrabene Hosten, wieder ausgegraben haben - was dazu führte, dass man sie verhaften ließ. Die anschließenden Zeugenbefragungen lesen sich mehr wirr und absonderlich als schlüssig. Sie handeln wiederum vom Teufel, seltsamen Erscheinungen und Messerangriffen des jungen Mädchens. Auch Veronika sprach in ihrem Verhör öfters vom Teufel und von Selbstmordabsichten ihrerseits. Zudem fand man bei ihr ein sogenanntes "Teufelsmahl", auch soll man sie zu einem Geständnis gefoltert haben.
Damit war ihr Schicksal besiegelt: Sie wurde wegen Verleugnung der Muttergottes, der Entehrung heiliger Hostien, dem Heraufbeschwören eines Hagelwetters, der Verzauberung zweier Kinder und eines Studenten, der Ermordung eines Kindes und wegen Geschlechtsverkehr mit dem Teufel verurteilt.
Wegen ihrer Jugend und ihrer Herkunft aus schlechten Verhältnissen bekam sie noch mildernde Umstände - man enthauptete sie und legte sie erst dann auf den Scheiterhaufen.