Landshut: Maria und Josef im eigenen Wohnzimmer

Landshut - Die katholische Jugendstelle Landshut hat sich zur Vorweihnachtszeit eine besondere Aktion einfallen lassen: Zwei lebensgroße Figuren von Maria und Josef begeben sich in der Region Landshut auf Herbergssuche. Und jeder kann mitmachen.
Anlehnung an alten katholischen Brauch
Die Idee stammt von Andreas Steinhauser, Jugendseelsorger der Erzdiözese München und Freising, und ist angelehnt an den alten katholischen Brauch, dass in der Vorweihnachtszeit eine schwangere Marienfigur durch eine Ortschaft von Haus zu Haus wandert und für eine Nacht eine Herberge findet.
Idee stammt aus der Kindheit
Steinhauser hat diesen Brauch als Kind miterlebt und möchte ihn nun wieder zum Leben erwecken, allerdings etwas zeitgemäßer. "Gerade jetzt in der Zeit der steigenden Corona-Zahlen würde es gut tun, diese Aktion wiederzubeleben", sagt er. Die Holzfiguren stammen von dem Streetartkünstler Mika Springwald aus der Nähe von Osnabrück, der Bibelstellen mit Graffiti darstellt. Auf ihn ist Steinhauser im Internet aufmerksam geworden. "Die Figuren haben mich angesprochen und ich hoffe, dass sie auch viele andere Menschen ansprechen."
Per Sperrgutversand von Osnabrück nach Landshut
Die rund 1,80 Meter großen Figuren werden nun mit dem Sperrgutversand nach Landshut verschickt. Die Aktion hat aber auch noch einen persönlichen Hintergrund. Steinhauser ist vor Kurzem selbst Vater geworden und habe gemerkt, wie wichtig es ist, dass werdende und frischgebackene Eltern Unterstützung bekommen und Anlaufstellen haben. Deshalb möchte er die Figuren auch an Orte schicken, an denen Eltern unterstützt werden, wie Familienzentren.
Für Maria und Josef aus Holz beginnt die Wanderschaft am ersten Adventssonntag, 28. November. Die erste Station ist eine Zimmerei, weil Josef Zimmerer von Beruf war. Einen Tag vor Weihnachten sollen die Figuren bei einer Hebamme unterkommen. Für die Tage dazwischen kann man sich auf der Internetseite der Jugendstelle Landshut eintragen.
Aktives Mitmachen erwünscht
Mit dabei ist ein Koffer, in dem sich ein Heft mit Gebeten und Liedern befindet. Jeder Teilnehmende kann seine Gedanken und Gefühle hineinschreiben. "Jeder ist eingeladen, ein Selfie mit den Figuren zu machen und als kleine Erinnerung einen Gegenstand in den Koffer zu legen, der diesem Menschen gerade wichtig ist." Die Fotos und Gedanken werden auf der Internetseite der Jugendstelle veröffentlicht.

Mitmachen kann jeder in Stadt und Landkreis Landshut. Die Figuren bleiben eine Nacht im Wohnzimmer oder an dem Platz, den man ihnen geben will. "Man kann sich bewusst Zeit nehmen für die Figuren und sich fragen, was haben sie mir zu sagen, was möchte ich ihnen mitgeben."
Letzte Station ist der Landshuter Hauptbahnhof, wenn dort wie jedes Jahr an Heilig Abend das Friedenslicht aus Bethlehem verteilt wird. Im Anschluss kehren die Figuren wieder zum Künstler zurück.
Aktion soll zum Nachdenken anregen
Die Figuren stehen auch für die Flüchtenden in vielen Ländern. "Maria und Josef waren auch unterwegs und darauf angewiesen, dass ihnen geholfen wird", sagt Steinhauser. "Die Frage ist immer, wie kann man als Einzelner helfen. Für mich ist wichtig, dass man darüber nachdenkt, wieso Menschen auf der Flucht sind und welchen kleinen Betrag man selber leisten kann."
Weitere Infos zur Aktion und die Liste, in die man sich eintragen kann, gibt es unter www.jugendstelle-landshut.de.