Laienbühnen unter Druck: Düstere Aussichten für Hobby-Schauspieler

Landshut - Das ist die Geschichte von Menschen, die in Landshut Theater machen. Nicht die beiden großen Bühnen, also das Landestheater und das Kleine Theater; sondern die Bühnen, in denen Laien als Hobby - aber auch teilweise, um davon zu leben - Texte lernen, Bühnenbilder entwerfen und sehr, sehr lange proben.
Sie, die sich unter dem Namen "Bühne Landshut" zusammengetan haben, tun sich sehr schwer gerade: Sehr schwer damit, wie sie spielen sollen, wie viele Menschen überhaupt zu ihren Aufführungen kommen dürfen und teilweise auch damit, dass sie - wenn es so weitergeht wie bisher - spätestens an Ostern 2021 "pleite sind und zusperren können", wie Antonio D'Auria es ausdrückt. Er ist Vorsitzender von "Musik und Tun", einem Verein im Raum Landshut, der mit der Truppe "Go Musica" seit Jahren Musicals in der Bühne am Schardthof aufführt.
Das hätte er auch gerne 2020 gemacht - "Schatten über Manderley" war bereits geprobt und hätte nur noch aufgeführt werden müssen. Doch im März war bekanntermaßen Schluss mit jeglicher Kultur auf der Bühne, dem Verein sind 6.000 Euro Schaden entstanden.

Schauspieler hielten sich mit ungewöhnlichen Ideen über Wasser
Über Wasser halten konnte sich die Truppe finanziell mit Ideen wie Maskenverkauf, dem Biergarten am Schardthof, jemand stellte bei ihnen sein Motorrad unter, sie verkauften "goldene Tickets", es gab Yoga-Stunden, der Vermieter kam ihnen entgegen und sie bekamen Spenden.
Eigentlich hätten sie im Herbst spielen wollen; doch bei den aktuellen Auflagen und so wenig Zuschauern, so erzählt D'Auria, wäre das Projekt mit Gesang und Tanz wegen Corona nicht realisierbar gewesen wäre. Also wurde es wiederum abgesagt - diesmal endgültig. Denn: Es wären bei ihm nur 30 Zuschauer erlaubt gewesen: "Wie soll ich da einen Musicalabend finanzieren?", fragt er.
Auch andere Veranstaltungen, die in der Bühne am Schardthof stattgefunden hätten, mussten abgesagt werden, unter anderem auch, weil die Künstler laut D'Auria einfach pleite gegangen sind - wegen Corona. Ein paar wenige Veranstaltungen kann er, der von der Bühne lebt, machen. Dennoch sind die Prognosen des Theatermachers für die nächsten Monate bitter und perspektivlos, sollte er keine eigenen Musical- und Theaterabende mehr spielen können. Die Pleite droht.
Theater-Gruppe macht Pause – bis 2022
Düstere Aussichten hatten spätestens im März auch die anderen drei Laienbühnen, die bei der "Bühne Landshut" engagiert sind. Dazu gehören das Theater Hofberg, das Theater Nikola und das Theater Konrad.
Das Theater Hofberg konnte im März noch einige wenige Aufführungen ihres Jubiläumsstücks "der Wittiber" spielen; dann war es vorbei. Jetzt macht die Gruppe eine Pause, bis 2022. Vielleicht wollen sie dann den "Wittiber" nochmals bringen.
Das Theater Konrad hat am Samstag seine erste Premiere nach dem Lockdown. Sie spielen im Pfarrsaal von St. Konrad die "Winterrose", ein Stück für drei Personen - "bewusst ausgesucht", so Theaterchef Florian Leitl. Die Jungen der Truppe proben gerade "Gott des Gemetzels" - auch in diesem Stück stehen nur vier Menschen auf der Bühne.
Erarbeitet haben sie alle ein Hygienekonzept, die Mitspieler lassen sich zudem vor jedem Aufführungswochenende auf Corona testen. Besucher können Karten online kaufen, daher sind alle mit ihren persönlichen Daten erfasst. "Um die 30 Besucher sind erlaubt, das ist nicht viel, aber etwas", sagt Leitl. Normalerweise kamen immer insgesamt bis zu 1.000 Menschen zu den Aufführungen des Theater Konrad; jetzt werden es insgesamt höchstens 240 sein.
Das Theater Nikola - höchst gefeiert noch im vergangenen Jahr mit der Premiere von "Das Boot" - hat die Kulisse am Wochenende abgebaut und in Oberaichbach in einer Garage eingelagert. "Wir waren darüber sehr wehmütig", sagt Theaterchef Reinhart Hoffmann.

Strenges Hygienekonzept im Theater
Eigentlich wollten sie das Boot noch mal in der ausverkauften Maschinenhalle Sommer im Mai 2020 spielen; doch Corona grätschte dazwischen. Mittlerweile ist klar, dass die Maschinenhalle Sommer bald saniert wird. Für das Boot ist da kein Platz mehr. Jedoch hat die Truppe noch ein klein wenig Hoffnung, doch noch die ausgefallenen Vorstellungen in einer entsprechenden alten Halle spielen zu können.
Was bei ihnen demnächst auf dem Plan steht, ist "nichts Dramatisches, nichts Schweres", sondern "Alltagsliebe - Liebesalltag" ab dem 17. Oktober im Pfarrheim St. Nikola. Auch hier sind jeweils knapp über 30 Zuschauer erlaubt, es gibt kurze Monologe und Dialoge. "Bei den Dialogen sprechen nur Familienangehörige miteinander", so Hoffmann. Es gibt keine Pause und keine Getränke beim Theaterabend des Theater Nikola, alles läuft nach einem Hygienekonzept ab.
Worin sich alle einig sind: Spielen, auf der Bühne sein, ist das Wichtigste gerade. "Wenn wir noch viel länger Pause machen, brechen die einzelnen Gruppen auseinander, weil man sich nicht mehr so oft sieht. Und man tut sich schwerer, junge Leute fürs Theater zu begeistern", sagt Hoffmann. Daher müssten sie auch bei viel weniger erlaubten Zuschauern spielen. Hauptsache, sie tun es irgendwie.