Kleinkinder richtig ernähren: "Das Maß ist entscheidend"
Landshut - Vegetarisch, vegan oder selbstbestimmtes Essen - wie sieht die richtige Ernährung für Säuglinge und Kleinkinder aus ? Eltern beschäftigen sich heutzutage stark mit diesem Thema, weiß Kathrin Schweiger vom Kinderkrankenhaus St. Marien. Die Nachfrage dazu steigt - das stellt man auch am Kinderkrankenhaus fest. Für unsere Zeitung gibt Schweiger einen Einblick, welche Empfehlungen es bei der Ernährung von Babys und Kleinkindern momentan gibt.
AZ: Thema Beikost und Ernährung bei Kleinkindern: Mit welchen Ernährungstrends werden Sie in der Beratungsstelle häufig konfrontiert?KATHRIN SCHWEIGER: Vegetarische und vegane Ernährung ist bei vielen Erwachsenen ein großes Thema. Und das geht auch auf die Kinder über. Viele Mütter sind sehr gut informiert, setzen diese Form der Ernährung gekonnt um und ersetzen die tierischen Produkte. Manche lassen entsprechende Lebensmittel aber einfach nur weg - wo wir beim nächsten Trend wären: das Weglassen von Produkten wie Milch oder Weizen, ohne, dass eine entsprechende Allergie identifiziert wurde.
Vegetarisch oder vegan - ist diese Form der Ernährung für Säuglinge und Kleinkinder überhaupt empfehlenswert?
Die vegetarische Ernährung ist relativ einfach umzusetzen. Und ich sehe auch kein Problem, wenn es um die Nährstoffe geht. In der Säuglingskost würde sich bei einem Brei dann anstelle von Fisch oder Fleisch eine Kombination aus eisenreichen Getreideflocken und Vitamin C anbieten - wie Hafer oder Hirse mit Brokkoli oder Orangensaft dazu. So kann das Eisen besonders gut vom Körper aufgenommen werden. Später bieten sich ein durchgegartes Ei oder Linsen als sehr gute Proteinquelle in der Beikost an. Bei der veganen Ernährung dagegen wird es schon schwieriger. Ich würde diese Form nicht empfehlen. In tierischen Produkten steckt eine hohe Bioverfügbarkeit - das bedeutet, unser Körper kann diese Stoffe am leichtesten aufnehmen. Wenn man sein Kind korrekt vegan - also rein pflanzenbasiert - ernähren möchte, dann müssen trotzdem alle Nährstoffe abgedeckt werden. Sonst können Folgeschäden auftreten. Gerade Säuglinge brauchen viele Nährstoffe, da sie sehr schnell wachsen. Vitamin B12 müsste in der veganen Ernährung dann ergänzt werden. Ansonsten stehen Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Nüsse auf dem Speiseplan, die man mit hochwertigen Fetten, wie Olivenöl, kombinieren sollte.

In den Supermärkten sieht man immer häufiger Milchersatzprodukte aus Soja oder Hafer. Ist das eine gute Alternative für Kinder?
Zuerst einmal: Wenn keine klare Allergie beim Kinderarzt festgestellt wurde, sehe ich keinen Grund, wieso ich meinem Kind die Milchprodukte verwehren sollte. Milch ist quasi eine flüssige Mahlzeit. Sie besteht aus Fett, hochwertigem Eiweiß und Kohlenhydraten. Bei der Hafermilch ist die Nährstoffzufuhr nicht so hoch, auch wenn Kalzium hinzugefügt wurde. Dass man dem Kind Müsli mit Hafermilch anbietet, ist natürlich ab und an okay, aber eben nur ergänzend zu den anderen Produkten. Wenn eine Lebensmittelallergie, beispielsweise gegen Milch besteht, dann merken Eltern das auch in der Regel. Das äußert sich unter Umständen durch Verdauungsprobleme, starke Unruhe oder Blut im Stuhl. Dann suchen die meisten Eltern den Kinderarzt auf und der überweist dann an einen Ernährungsberater, sodass eine gezielte Ernährungstherapie vorgenommen werden kann.
Was sind Ihre Empfehlungen, wie gesunde Ernährung für Säuglinge und Kleinkinder aussehen sollte?
Es ist das Maß der Dinge, das entscheidend ist. Von allem ein bisschen und von nichts zu viel. Klar, selber kochen ist sinnvoll, Zusatzstoffe und Fertigprodukte meiden. Das Kind kann Süßes essen, aber eben nicht fünf Portionen täglich. Lieber Wasser trinken statt nur Saftschorlen. Ausgewogen ernähren, von allem ein bisschen. Und vor allem: Ruhe an den Esstisch bringen und dem Kind eine entspannte Essensroutine beibringen. Denn am Ende sind wir Erwachsenen die Vorbilder für unsere Kinder.
- Themen: