Eine bayerische Zigarre - einzigartig in Europa
Landshut - Die besten Ideen werden oft aus der Not heraus geboren. So kaum auch Marcel Polzmacher zu seiner Idee. Er wird Ende des Jahres ein gläsernes Zigarren-Fachgeschäft in der Ländgasse aufmachen - mit handgerollten Zigarren aus bayerischem Tabak. Die Idee dazu hatte er mit Freunde im Jahr 2005.
Damals hat Polzmacher Zigaretten geraucht. Steuererhöhungen machten den Tabak aber immer teurer. Aus Spaß überlegte er sich mit seinen Studienkollegen, selbst Tabak anzubauen; um Geld zu sparen. "Die ersten Versuche sind kläglich gescheitert", sagt Polzmacher. Eine Tabakpflanze braucht viel Pflege, wird oft von Parasiten befallen und ist sehr anspruchsvoll, was die Nährstoffe angeht.
Aber Polzmacher ließ sich nicht unterkriegen und versuchte es weiter. Mit Erfolg. Bereits 2008 hatte er 50 Pflanzen, und der Tabak wurde verköstigt. "Der hat natürlich wahnsinnig gekratzt im Hals", sagt er. Das animierte ihn dazu, sich noch mehr mit der Materie zu beschäftigen.
Die bayerische Zigarren werden von einem Kubaner gedreht
Mit Freunden rauchte er hin und wieder eine Zigarre und ließ irgendwann die Zigaretten weg. Polzmacher überlegte sich, nun den eigenen Tabak zu Zigarren zu verarbeiten. "Dazu wollten wir einen Kubaner haben", sagt Polzmacher. Es ist ihnen gelungen. Seit 2014 gibt es offiziell die Firma mit der eigenen bayerischen Zigarre "La Bavaria". Der verwendete Tabak stammt ausschließlich aus Bayern - und wird von kleineren Bauern angebaut.
Nach der Ernte muss der Tabak mindestens ein Jahr lagern, um zu fermentieren und den klassischen Geschmack zu entfalten.
Auch die Rollung findet in Niederbayern statt. Um aus den losen Tabakblättern eine Zigarre zu drehen, bedarf es viel Fingerspitzengefühl. Dafür haben sich Polzmacher und seine zwei Gesellschafter extra einen Kubaner an Bord geholt. "Um wirklich als erfahrener Dreher zu gelten, kann es schon mal zehn Jahre dauern. Unser Dreher hat als junger Mensch auf Kuba gelernt, wie man das macht", sagt Polzmacher.
Ab Ende des Jahres soll es nun eine gläserne Manufaktur geben. Gläsern bedeutet, dass man beim Entstehungsprozess zuschauen kann. Außerdem sollen die eigenen "La Bavaria"-Zigarren und zwei, drei ausgewählte andere Zigarren angeboten werden. Ein Fachgeschäft mit fundierter Beratung und Treffpunkt für Liebhaber soll es werden.
Dass die Idee fruchtet, daran hegt Polzmacher keinen Zweifel: "Seit Gründung der Firma haben wir uns jedes Jahr verdoppelt."
Anfragen kommen aus mehreren Ländern, sogar aus Vietnam
Momentan vertreibt er mit seiner Firma die Zigarren nur in Deutschland. An Anfragen aus dem Ausland scheitere es aber nicht. Österreich, Schweiz und sogar Vietnam haben Interesse an den handgemachten bayerischen Glimmstängeln.
Das Polzmacher mit seinen Zigarren mit der kubanischen Mutter mithalten kann, glaubt er auf jeden Fall. "Unsere Zigarren sind sicher nicht so kräftig wie die Kubanischen. Aber die sind vielen auch zu stark. Unsere "La Bavaria" ist eher mittelkräftig".
Außerdem ist Polzmacher mit seiner Idee der niederbayerischen Rauchware einer der ganz wenigen, die so etwas betreiben. "In ganz Deutschland gibt vielleicht zwei bis drei kleine Zigarren-Manufakturen", erklärt er. Mit der Idee, den Laden "gläsern" zu machen, ist er sogar ein Unikum in ganz Europa.
In puncto Nichtraucherschutz sieht Polzmacher keine Probleme. In seinem Laden wird voraussichtlich nicht geraucht werden; sondern draußen. Außerdem stuft er - der selbst mehrmals die Woche eine Zigarre raucht - das Gesundheitsrisiko als eher gering ein: "Man inhaliert nicht, sondern pafft nur, es schlägt also nicht so auf die Lunge." Man nehme sich Zeit für eine Zigarre und entspanne dabei. "Ein Ritual, das zur Ruhe zwingt", wie es Polzmacher nennt.
Trotzdem handelt es sich um ein Tabakprodukt, das nachweislich krebserregend ist. Allerdings erleben auch Whiskey, Gin und Co. gerade ein Revival bei Genießern und Liebhabern.
Die Einzigartigkeit von Polzmachers Idee und die Liebe zur "Original bayerischen Premium Zigarre", wie er sie nennt, lässt sich ab Ende des Jahres in der Ländgasse 132 erleben. Derzeit zieht gerade die Vormieterin Dr. Ursula Vehling-Kaiser aus den Räumen aus.
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