Die Produzentengalerie steht wohl kurz vor der Schließung

Ende April macht die Einrichtung wohl dicht. Ein kurioser Diebstahl hat das Ende eingeläutet – auch wenn es sich schon länger abgezeichnet hat. 
von  AZ
Die Produzentengalerie am Kennedyplatz schließt Ende April. Damit ist ein beliebter Treffpunk für Landshuts Kunst- und Alternativszene futsch.
Die Produzentengalerie am Kennedyplatz schließt Ende April. Damit ist ein beliebter Treffpunk für Landshuts Kunst- und Alternativszene futsch. © cv (2), is (1)

Die Produzentengalerie gilt als letzter nicht-kommerzieller Treffpunkt für Landshuts Alternativ-Szene. Sie ist nicht nur Kunstgalerie – sondern auch Künstlerwerkstatt und Live-Bühne. Jetzt macht sie wohl dicht. Die Galeriebetreiber fühlen sich übergangen. Der Haussegen zwischen der Quartiermanagerin der Sozialen Stadt Nikola, Ele Schöfthaler, und den Galeriebetreibern hängt schief.

Galeriebetreiber Georg Forster sagt, dass die Galeristen Ende April alle Aktivitäten am Kennedyplatz abbrechen werden. Viele wesentlichen Entscheidungen seien in der Vergangenheit über die Köpfe der Galeristen hinweg getroffen worden. "Eine Zusammenarbeit kann so nicht weiter stattfinden." Eine Ausweichstätte gebe es noch nicht. "Wir wollen uns jetzt erstmal sammeln und überlegen, wie, wo und ob es weitergeht", sagt Forster.

Musik während einer Kunstausstellung ist eigentlich nichts Neues

Es hapert offenbar schon länger an der Kommunikation mit dem Quartiersmanagment. Forster: "Wir zahlen Miete für die Räume – und wer Miete zahlt, sollte auch Herr des Schlüssels sein", sagt Forster. "Frau Schöfthaler geht aber schon seit je her hier ein und aus."

Seit sechs Jahren ist die Galerie in der Sozialen Stadt Nikola beheimatet. Vor zwei Jahren hat sich die Produzentengalerie durch die Zusammenarbeit mit dem Verein "Gegendruck" auch beim jungen Publikum als Szenetreffpunkt einen Namen gemacht. Gemeinsam hat man es sich zur Aufgabe gemacht, eine alternative Kulturszene zu fördern und zu etablieren. Ein Atelier wurde eingerichtet. Etwa fünf Mal pro Jahr haben Galerie und Verein die ausgestellte Kunst mit Lesungen oder experimentellen Musikveranstaltungen verbunden, um den Raum für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen. Alles zum Selbstkostenpreis und ehrenamtlich. Abgesprochen scheinen die Aktivitäten aber nicht gewesen zu sein. Vor allem nicht mit den Eigentümern.

Vor kurzem wurde während eines Konzerts gestohlen

Das alles könnte deshalb demnächst vorbei sein: Als kürzlich während eines avantgardistischen Jazz-Konzerts ein Teil eines Kunstwerks – dem sogenannten "Krötentreff" – gestohlen wurde, dachten wohl weder Dieb noch Galeriebetreiber daran, dass der Diebstahl noch weitere Folgen haben könnte. Die Kröte ist zwar mittlerweile wieder zurückgegeben worden (die AZ berichtete): Weiterer Ärger steht trotzdem ins Haus.

Quartiermanagerin Ele Schöfthaler, Mieterin des Objekts, in dem die Produzentengalerie beheimatet ist, steht seit dem Krötendiebstahl im Kreuzfeuer zwischen einer Münchner Immobilienverwaltung, den Galeriebetreibern und Freunden des Vereins "Gegendruck". Die Quartiersmanagerin hatte die Räume, die sie zu einem Vorzugspreis angemietet hat, an die Galeriebetreiber untervermietet. Zweck sollte ein Galeriebetrieb sein. Über die Musikveranstaltungen als auch über den Atelierbetrieb sei bisher hinweggesehen worden.

Das geht nach dem Kröten-Klau nicht mehr: Schöfthaler hatte nach dem Wirbel um den Diebstahl während des Konzerts – von dem auch die Immobiliengesellschaft aus der Zeitung erfahren hatte – ein Schreiben zugestellt bekommen. Ihr sei es nicht gestattet, die Räume für andere Zwecke unterzuvermieten, als die vertraglich vereinbarten. Gemeint sind die Konzerte, aber auch das Atelier.

Schöfthaler soll laut Galeriebetreiber aber bereits im Vorfeld für Unfrieden gesorgt haben, da sie die Räume für zwei Monate an das Theater Nikola untervermietet hatte. In dieser Zeit soll der Galeriebetrieb ausgesetzt werden. In dem Durchgang zu den Sanitäranlagen ist aber auch das Atelier eingerichtet, das dann ebenfalls geräumt werden muss. Schöfthaler dazu: "Meine Forderung war, dass sie die mit München nicht abgesprochenen und auch nicht bekannten Atelierplätze räumen, damit die Theaterbesucher die Toiletten erreichen können und es keine Gefährdung der Kunstwerke geben kann." Darauf hätten sich die Produzentengaleriebetreiber nicht eingelassen. Die Folge sei die Kündigung der Galerie-Betreiber gewesen.

Das Tischtuch scheint endgültig zerschnitten zu sein

Markus Geisel von "Gegendruck" bemängelt in diesem Zusammenhang die Kommunikation. "Wenn es Beschwerden gegeben hat, hätte sie den Kontakt herstellen können", sagt Geisel. Vielmehr habe sich Schöfthaler unabkömmlich gemacht, anstatt – wie es das Projekt Soziale Stadt vorsieht – Autonomie zu fördern. "Es wäre das normale Vorgehen gewesen, wenn sie den Hausverwaltern gesagt hätte, sprecht doch bitte mit den Betreibern direkt. Dann könnt ihr sicher eine Lösung finden, die für alle tragbar ist."

Wie Schöfthaler sagt, sei auch ihr viel daran gelegen, dass ein künstlerischer Betrieb am Kennedyplatz erhalten bleibt. Doch das Tischtuch scheint in dieser Konstellation zerschnitten zu sein. Geisel hofft hingegen noch, dass die Galeriebetreiber mit der Hausverwaltung eine Lösung finden können – ohne den Umweg Schöfthaler. Ob das bei einer offenbar schlechten Kommunikation noch gelingt? Ende April scheint die Produzentengalerie tatsächlich zu schließen.

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